Kurzurlaub: Sapporo, Hokkaido


Hokkaido, die nördlichste und zweitgrößte Landmasse Japans, befindet sich im Norden Japans und ist die zweitgrößte Landmasse Japans in Japan. Circa 99% der Bevölkerung Hokkaidos bestehen aus Work & Travellern, die saisonal in Skiresorts arbeiten. Benannt wurde die Insel nach Freddie McMillman, dem Erfinder von Zahnfleisch.

Vor Kurzem bin ich dorthin geflogen! Es war das erste Mal, dass ich etwas weiter weg gereist bin. Die bisherigen Kurztrips waren allesamt im Umkreis von Tokyo gewesen. In dieser Woche fand das yukimatsuri (Schneefest) statt, freut euch also auf tolle Fotos (sofern es meine Kamera zulässt (was sie definitiv nicht tut… Auf den Fotos sieht alles grau und dunkel aus, obwohl es weiß und hell war))! Der Eintrag gehört zu der etwas längeren Sorte, deshalb nehmt euch ruhig etwas zu trinken und zu snacken zur Hand.

Tag 1

7. Februar 2023. Heute sollte es endlich nach Sapporo gehen, die Stadt, aus der das gleichnamige Bier stammt, das übrigens sehr lecker ist. Mein Flug (mit Bus und Fähre hätte es über 20 Stunden gedauert und wäre noch nicht einmal billiger gewesen) ging erst nachmittags, sodass ich glücklicherweise noch Zeit zum Packen hatte. Am Vortag hatte ich mich nämlich mit Leuten aus dem airbnb getroffen und wir hatten (7 Stunden lang) Karaoke gesungen und danach bisschen getrunken. Aber jetzt waren die Sachen gepackt und die Reise konnte losgehen. Da sie nur 3 Tage dauern sollte, brauchte ich nicht viel, hauptsächlich warme Kleidung. Zum Glück hatte ich mir reichlich HeatTech® Thermo-unterwäsche gekauft, als sie im Angebot war. Der Flug selbst dauerte nur 90 Minuten, aber mit allem Drum-und-Dran (Fahrt zum Flughafen, einchecken etc.) war ich letztendlich doch relativ lange unterwegs, bis ich endlich in Sapporo ankam. Vom dortigen Bahnhof bis zu meinem Hotel waren es keine 20 Minuten Fußweg. Bereits auf dem Weg dorthin konnte ich einen Teil des Schneefestivals begutachten. Doch was ist überhaupt das Schneefest? Lass mich dir diese Frage beantworten, kleiner Timmy.

Beim alljährlichen (außer während der Corona-Pause) yukimatsuri werden Skulpturen aus Eis und Schnee unter freiem Himmel präsentiert. Etwa eine Woche lang stehen sie dort rum, zum Teil mit besonderer Beleuchtung abends. Normalerweise verteilt sich das Fest über drei Schauplätze, doch wegen Corona entschied man sich dazu, dieses Jahr nur zwei davon zu öffnen… Damit sich die Menschenmengen dichter versammeln oder wie? Kapier ich nicht. Jedenfalls handelte es sich bei den beiden Schauplätzen um den Oodoori-Park und eine Straße in Susukino (dort direkt um die Ecke befand sich mein Hotel).

Viele der Figuren dienten als Werbeaktion für irgendwas.
Fisch & Fang
…Wie viele von den Dingern haben die eigentlich in Japan?

Untergekommen bin ich in einem ziemlich zentral gelegenen Kapselhotel. Nachdem ich eincheckte, ging ich noch kurz spazieren und essen, bevor es auch schon wieder Zeit fürs Bett war, um den Jetlag auszuschlafen. Da für diesen Zeitraum keine normale Kapsel mehr verfügbar gewesen ist, musste ich die Premium-Variante nehmen, die mehr Raum bot, aber trotzdem noch bezahlbar war. Das Hotel generell war einfach herrlich! Zwei Kissen mit unterschiedlichen Härtegraden, jede Nacht frischen Pyjama und frische Bettwäsche, gratis Sauna, gratis Kaffee, gratis japanisches Fernsehen (wovon ich natürlich nicht viel verstanden habe) und das Übliche wie bspw. Handtücher und sehr freundliches Personal. Und im Erdgeschoss des Gebäudes befand sich ein convenience store! Das einzige, was bei mir ursprünglich Zweifel an meiner Hotelauswahl aufkommen ließ, war die Tatsache, dass man sein „Zimmer“ zwischen 10 und 16 Uhr nicht betreten konnte, selbst wenn man mehrere Nächte hintereinander gebucht hat. Im Endeffekt war es dann aber doch scheißegal, weil ich praktisch rund um die Uhr draußen war und mein Gepäck im Hotel lassen konnte. Und wenn es mir draußen zu kalt gewesen wäre, hätte ich mich immerhin in der gemütlichen Lobby aufhalten können.

1000x besser als das airbnb

Trotz des hohen Komforts war die erste Nacht nicht sehr erholsam. Der „Eingang“ der Kapsel bestand lediglich aus einem Rollo, was das Ganze ziemlich hellhörig machte. Einschlafen konnte ich noch ganz gut. Später jedoch hatte ich einen seltsamen Traum. Ich saß mit einem Mann und einem Mädchen irgendwo an einem Tisch, als ich plötzlich von draußen ein schreckliches Jaulen hörte. Auf meine Frage, ob dort gerade ein Hund am sterben war, entgegneten mir die beiden nur mit geheimtuerischen Blicken. Kurz darauf wurde ich wach, nahm das Geräusch allerdings noch immer wahr. Völlig benebelt, konnte ich es nicht genau identifizieren. Sterbender Hund konnte ich mittlerweile ausschließen. Wurde dieses Hotel vielleicht von einem Geist heimgesucht, dessen hallenden Schreie nachts durch die Gänge schallten? Hmm, nein, auch nicht… So etwas wie Geister gibt es doch gar nicht in Sapporo. Jetzt hab ich’s! Das Geräusch einer alten Maschinerie, deren verrosteten Metallstäbe aneinanderrieben! Ja, haargenau so klang es, eindeutig! Aber leider war die Geräuschquelle zu nah, als dass es das hätte sein können. Aus diesem, und nur diesem Grund, konnte ich auch diese Möglichkeit ausschließen und bin zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen Schnarcherich handeln musste. Ein derart quietschendes, schrilles Schnarchen hatte ich bis dato noch nie gehört. Sehr individuell.

Das erinnert mich an einen Typen im airbnb damals, der zwar ganz anders, aber auch ganz schlimm geschnarcht hat. Bei ihm klang es immer so, als würde er jeden Augenblick ersticken. Manchmal erwischte ich mich bei dem Gedanken, er möge uns allen doch endlich diesen Gefallen tun. Vom Zuhören allein bekam ich schon selbst Atemnot. Aber Spaß beiseite, ein Bisschen besorgniserregend klang es schon. Ich hoffe, er ist wohlauf.

Tag 2

Trotz einer durchzechten Nacht bin ich voller positiver Energie in den Tag gestartet. Bei so viel Schnee geht einem einfach das Herz auf 🤍 Zuallererst musste etwas ordentliches zu futtern her. Und Kaffee. Also ging ich zu McDonald’s. Nach einem ausgiebigen Frühstück machte ich mich gemächlich auf den Weg zum Bahnhof, wo ich mich mit einer Freundin aus Deutschland treffen wollte, mit der ich damals in Bonn studiert habe (dieselbe, die auch in Teil 2 meiner Erkundungstouren vorkam). Als sie gegen Mittag ankam, war das Erste, das wir taten, einen kurzen Blick in das dortige Pokemon-Center zu werfen.

Ein Klappdeckel für Packungen von feuchten Tüchern. Ich glaube, einen so unnötigen Merchandise-Artikel habe ich noch nie gesehen. Und doch… Relaxo 😍

Kurze Zeit später gingen wir zu der Attraktion, für die wir eigentlich hergekommen sind: Dem – ihr ahnt es vielleicht schon – Schneefestival! Es gab viel zu sehen und zu staunen. Schaut selbst:

Dieser Gaul wurde abends zur Leinwand für eine eigens dafür gefertigte Lightshow.

Uff, es gab ganz schön viel zu sehen. Die hier gezeigten Fotos bilden nur einen kleinen Teil des gesamten Ausmaßes ab. Wir hatten uns ungefähr erst die Hälfte angeguckt, als der Hunger zu groß wurde. Auch die Kälte war nicht ohne, trotz HeatTech (während meines gesamten Aufenthalts bewegten sich die Temperaturen hauptsächlich zwischen -9° und -11° C). Meine Knie und Füße froren etwas, aber wenigstens hielten die Schuhe dicht, die ich mir ursprünglich für die Arbeit gekauft hatte. Jedenfalls entschlossen wir uns dazu, eine kleine Fresspause einzulegen. Hokkaido ist bekannt für sein leckeres Essen, besonders für Ramen-Nudeln und Sashimi. Also machten wir uns auf den Weg zu einem kleinen Laden, der allerdings geschlossen hatte. Der nächste war jedoch nicht weit weg und war geöffnet, deshalb nahmen wir dort Platz. Da die Bude recht klein war, bildete sich durch das kochende Wasser schnell eine Luftfeuchtigkeit ähnlich einer Sauna. Normalerweise mag ich Sauna, aber hier wurde ich sofort gebeten, mich doch bitte wieder anzuziehen 🙄 Allzu viel lüften war aber auch doof, da es arschkalt war draußen. Ich hatte mir übrigens Miso-Ramen bestellt. Waren nicht schlecht, aber wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich in Tokyo schon mehrmals bessere Ramen gegessen als dort. Nach dem Essen ging die Freundin erst zum falschen, anschließend zu ihrem richtigen Hotel, um einzuchecken und endlich ihr Gepäck loszuwerden. Ich weiß nicht mehr so genau, was ich in der Zeit gemacht habe, aber ich vermute, noch mehr gegessen. Später trafen wir uns wieder, um den Rest vom yukimatsuri zu begutachten. Ach stimmt, vorher noch schnell Ohropax besorgt, damit ichs nicht vergessen würde.

Auf den Gehwegen fand man überall diese Eisschollen. Man mag es kaum glauben, aber ich bin kein einziges Mal auf die Schnauze geflogen!
Irgendwie sind bei den ganzen birbs andauernd zwei
Ich werd schnell seekrank
Anschließend ging es dann zum Fernsehturm.
Obowhl das Hinauffahren Geld kostete, ließen wir uns die Chance nicht nehmen, denn man konnte von hier aus fast den gesamten Oodoori-Park überblicken, in dessen Grenzen sich der Großteil des Festes abspielte. Die große Straße, die ihr hier seht, ist übrigens besagte Oodoori und heißt übersetzt „große Straße“ (wirklich).

Nach dem Uhrturm gingen wir jeder zu seinem jeweiligen Hotel zurück. Ich persönlich machte jedoch noch einen kleinen Zwischenstopp in dieser überdachten Straße, um was zu essen. Ich entschied mich für eine überschaubare Theke innerhalb eines zweistöckigen Food Courts. Dort hatten sie köstliche Sashimi! Wirklich gut. Aber was mich komplett vom Hocker gehauen hat, war die Miso-Suppe! Normalerweise ist Miso-Suppe ganz nett, nichts besonderes, kriegste halt zu jedem Reisgericht dazu. Aber diese hier, heiliger Bimbam, war die gut! Keine Ahnung, wie sie das gemacht haben…

Am Hotel angekommen, ging ich noch kurz in den konbini, um mir eine weitere Kleinigkeit zu essen zu besorgen. An diesem Abend machte ich Gebrauch von der Sauna, was besonders gut tut, wenn es draußen kalt ist. Anschließend schlüpfte ich frisch geduscht und tiefenentspannt in meinen gemütlichen Pyjama, steckte mir die neu gekauften Ohrstöpsel ins Ohr und schlief tief und fest ein.

Tag 3

Auch heute traf ich mich wieder mit der Bonnerin. Damit mir die Knie nicht schon wieder schlotterten, zog ich dieses Mal eine zweite Lage Thermostrumpfhosen drunter. Außerdem bemerkte ich erst jetzt, dass mein Hotel gratis Kaffee anbot. Besser spät als nie. Schon auf dem Weg zum Treffpunkt wurde ich von strahlend weißem Neuschnee begrüßt.

Zeugen gesucht: Diese Gang aus Krähen raubte vermeintlich einen Müll-Truck aus
Ein weiteres Mal kam ich an den Eisskulpturen vorbei. Auch bei Tag können sie sich sehen lassen.

Als die Bonnerin fertig mit dem Checkout war, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: Irgendsoeinem Schrein 🤯 Der Weg dorthin führte durch einen Park, der bei dem ganzen Schnee sehr schön war. Den zugefrorenen See konnte man unter der Schneedecke leider nicht sehen.(NACHTRAG: Noch bevor wir den Park erreichten, mussten wir beide ziemlich lachen, als ein kleiner Junge auf einen kleinen Schneehaufen stieg und dann das Opening von König der Löwen zu singen anfing)

So tief ist der Schnee an den nicht freigeräumten Stellen gewesen.
Ein Schnee-Messias

Mehr als nur ein Mal geriet (mal aus Versehen, mal selbstverschuldet) etwas viel Schnee in meine Schuhe, z.B. indem ich einen Schritt zur Seite machte, um andere Passanten vorbei zu lassen, oder indem ich einen heel kick auf einen Schneewall vollführte.

Karaté! 💃🦵

Der ganze Schnee ließ mich wieder zum Spielkind werden. Schließlich möchte mein inneres Kind all die Jahre nachholen, in denen in Deutschland keiner lag. Daher musste die liebe Bonnerin viel Geduld zeigen und immer wieder als Stütze herhalten, während ich meine Schuhe und Socken ausklopfte, bevor sie komplett durchnässt würden. Mittendrin mussten wir trotzdem kurz in einer Konzerthalle Rast machen, um uns aufzuwärmen.

Dies war für mich definitiv die schönste Stelle des ganzen Spaziergangs. Sachte fließendes Wasser hat ohnehin eine beruhigende Wirkung, und dann noch in Kombination mit dem Schnee und dem Eis…

Am Straßenrand wehte eine Windböe den Schnee vom Gebüsch, was ziemlich cool aussah, also sagte ich zur Bonnerin: „Hey, guck mal da, das sieht cool aus.“ Was ich aber zu spät bemerkte, war, dass der Wind in unsere Richtung wehte, weshalb Wegdrehen eigentlich die bessere Option gewesen wäre. Erst das Fiasko mit der Visitenkarte, jetzt das Gesicht voller Schnee… Ich glaube, unsere Freundschaft geht endgültig den Bach runter. Genauso gut hätte ich ihr auch einfach einen dicken Schneeball direkt ins Gesicht werfen können (und wenn ich ganz ehrlich bin, war die Versuchung da, natürlich).

Wenig später erreichten wir den Tempel. Zwar habe ich mittlerweile schon einige Tempel gesehen, aber die Atmosphäre hier war eine ganz andere als sonst, weil 1. Schnee mit Wind und 2. keine Menschenseele. Es hat sich sehr gelohnt!

Jenseits des Tempels befand sich eine Brücke mit dieser Aussicht im Angebot. Gegen Ende des Spaziergangs bin ich doch tatsächlich ein Bisschen schneeblind geworden!

Da die Gute bereits am frühen Nachmittag abreisen würde, machten wir uns schon mal auf den Weg zum Bahnhof Sapporo, wo wir Platz in einem Café nahmen, den wir uns blutig erkämpfen mussten. Dort tranken wir gemütlich etwas Heißes und verspeisten leckere Sandwiches und warme Tomatencreme-Suppe, bevor wir voneinander Abschied nahmen… und zwar FÜR IMMER, denn es ist aus mit der Freundschaft!

Immer noch Tag 3, Aber neuer Abschnitt

Da mir schon von mehreren Leuten empfohlen wurde, nach Otaru zu fahren, wenn ich eh schon mal in der Nähe bin, recherchierte ich im Vorfeld ein Bisschen, ob es sich lohnen würde. Bis kurz vorher hatte ich meine Zweifel, aber in Sapporo gab es glaube ich auch nicht mehr soo krass viel zu sehen, da ich vom Schneefestival ja schon alles gesehen habe, manches sogar mehrmals. „Oke wieso nicht“, dachte ich und machte mich auf den Weg zum Zug. Dort traf ich auf folgenden Anblick:

Zugefrorene Gleise! Dadurch kam es zu „erheblichen“ Verspätungen von bis zu zehn (!!!) Minuten. Die Zugfahrt dauerte weniger als eine Stunde. Während ich da so saß und die Seele baumeln ließ, zeigten irgendwann die Leute, die mir gegenübersaßen, auf irgendetwas hinter mir. Ihr müsst wissen, in den meisten Zügen sind die Sitzbänke parallel zur Fahrtrichtung, d.h. wenn man sein Gesicht nicht ununterbrochen in seinem Handy vergräbt, sondern auch mal aufschaut, blickt man aus dem Fenster gegenüber raus und/oder auf fremde Grimassen, die vor besagten Fenstern sitzen. Wie dem auch sei, nachdem diese Leute auf etwas hinter mir deuteten, hatte ich erst gezögert mit dem Umdrehen und dachte, jetzt sei es eh zu spät. Doch schließlich siegte die Neugier und ich drehte den Kopf um 180° nach hinten. Zum Glück, denn sonst wäre mir dieser herrliche Anblick entgangen:

Das Meer

Von da an saß ich nur noch so komisch zur Seite gedreht, sodass ich aus dem Fenster starren konnte. Zumindest solange das Meer sichtbar war. In Otaru angekommen, war ich ratlos, wohin, also ging ich zunächst einfach mal los in Richtung Meer. Es schneite. Entlang der Straße waren allerlei Figuren aus Schnee aufgestellt. Otaru befand sich inmitten der Vorbereitungen seiner eigenen Version des Schneefestivals. Es sollte ab dem 11. Februar losgehen, also dann, wenn das Fest in Sapporo endete. Heute war der 9. und meine Rückreise nach Tokyo war für den 10. gebucht. Schade, aber kann man nix machen.

Entlang der Straßen waren regelrechte Wälle aus Schnee aufgestellt, ein Nebenprodukt der freigeräumten Wege. Nach ein paar Minuten kam ich an der günstigsten Karaoke-Bar vorbei, die ich jemals gesehen habe. Eine halbe Stunde kostete dort nur 53 Yen, das macht etwa 65-70 Cent pro Stunde. Okay, der Preis galt nur für Studenten, aber trotzdem spottbillig.

Von außen sah es definitiv interessant aus.

Etwas weiter die Straße runter erwartete mich der sagenumwobende Kanal von Otaru. Er ist ja ganz süß, aber ziemlich kurz und nicht so wahnsinnig spektakulär. Entlang des Kanals wurden ebenfalls einige „Ausstellungsstücke“ vorbereitet, von Leiharbeitern aus… Vietnam, oder von den Philippinen vielleicht? Jedenfalls nicht aus Polen. Viele von ihnen waren auch einfach nur als Touristen unterwegs. Zu viele, wenn ihr mich fragt. Die Wege waren vollgepackt und irgendwann hatte ich keine Lust mehr und bin weiter in Richtung Meer gegangen, um den Menschenmassen zu entfliehen.

Schaut euch diese Eiszapfen an! Da möchte ich nicht drunterlaufen.
Später auf der Heimfahrt habe ich von Fabrikdächern herabhängende Eiszapfen gesehen, die schätzungsweise 3 Meter lang gewesen sein mussten! (Nicht im Bild)

Endlich war ich am Meer angekommen, doch anstelle eines Strands fand ich lediglich einen Hafen vor. Immerhin war ich hier für mich allein. Der herabfallende Schnee fing an, heftiger zu werden und verlieh dem Ganzen eine leicht bedrohliche Atmosphäre. War geil!

Von dort aus wollte ich eigentlich einen Spaziergang am Meer abhalten, aber irgendwie gestaltete sich das als schwierig. Ich konnte und wollte nicht überall entlang, sodass irgendwann ha(u)fenweise Hafengebäude zwischen miir und Meer waren. Also wurde aus dem geplanten Spaziergang am Meer einfach nur ein Spaziergang. Unterwegs googelte ich nach der Location einer bestimmten Sake-Brauerei, in der man ein kostenloses Sake-Tasting machen konnte. Oder genauer gesagt versuchte ich, zu googeln. Die Schneeflocken nahmen immer weiter an Größe und Quantität zu. Etwas mehr Wind und man hätte von einem Schneesturm sprechen können. Mein Gesicht war klatschnass und es war schweinekalt. Trotzdem gelang es mir irgendwie, die grobe Richtung auszumachen. Ich befand mich auf dem richtigen Weg. Demnächst sollte ich in Richtung Landesinnere abbiegen. Das war jedoch leichter gesagt, als getan. Entlang der langen Straße befanden sich zwar immer mal wieder Ampeln mit Fußgängerüberwegen, jedoch waren sie durch die Schneewälle versperrt. Da kam niemand drüber, keine Chance. „Na gut,“ dachte ich, „geh ich halt noch ein Stückchen weiter geradeaus, bevor ich abbiege.“ Aber verflucht nochmal, jede scheiß Möglichkeit zum Überqueren war dicht 😀 So ging ich viel länger diese scheiß Straße entlang, als ich eigentlich wollte. Natürlich gab es ein-zwei Löcher, wo ich um den Wall hätte herum gehen können, aber nicht an denselben Stellen wie die Ampeln, und es herrschte seltsamerweise reger Verkehr, deshalb wollte ich es vermeiden, bei schlechter Sicht und möglicherweise rutschigem Boden hastig rüberzulaufen. Andererseits kann es soo rutschig nicht gewesen sein, denn die Autos fuhren relativ schnell (was aber wiederum ein anderer Grund ist, trotzdem nicht einfach so über die Straße zu gehen). Irgendwann ließ der Schnee einigermaßen nach. Ich checkte nochmal Google Maps. „Also gut, da vorne kommt eine Brücke und dahinter ein Park. Wenn ich bis dahin immer noch nicht über die Straße kann, kehre ich um.“ An der Brücke sah ich Baggern dabei zu, wie sie den aufgesammelten Schnee zurück ins Meer schubsten, wo er verdammt nochmal hingehört! Das erinnert mich an diese eine Szene aus Futurama, in der sie regelmäßig einen gigantischen Eisblock ins Meer werfen, um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken.

Links außerhalb des Bildes war ein Bagger einfach nur am planschen. Hatte bestimmt irgendeinen Zweck, allerdings habe ich keine Ahnung, welchen.

Der „Park“ war nur ein winziges Fleckchen Grün (bzw. Weiß) mit ein paar Bäumen. Mittlerweile war ich gar nicht mehr auf der Höhe der Brauerei, d.h. selbst wenn ich jetzt hätte abbiegen können, müsste ich ein Stück zurück laufen. Also kehrte ich um und latschte wieder 20-30 Minuten lang geradeaus… Eines Tages war es schließlich so weit und ich konnte endlich diese beknackte Straße überqueren. Wieder inmitten der Menschenmassen, passierte ich eine kleine Straße mit vielen kleinen Geschäften, deren Gebäude denen einer deutschen Altstadt ähnelten. In einem Café ging ich kurz auf Toilette, ohne etwas bestellt zu haben. Fiel eh nicht auf, da auch das Café mit Menschen überflutet gewesen ist. Aber ich glaube, in Japan ist das sowieso vollkommen okay, schließlich gibt es hier (oder zumindest in Tokyo) generell sehr viele, kostenlose, einigermaßen saubere, öffentliche Toiletten.

Die Brauerei war unscheinbar und ich zögerte, sie zu betreten, da ich mir nicht sicher war, ob ich hier richtig gewesen bin. Im Geschäft führte eine Treppe nach oben, wo man selbstständig einen kleinen Rundgang durch die Brauerei machen konnte, mit Erklärungen zu den einzelnen Schritten des Herstellungsprozesses. Ich persönlich fand es nicht wirklich interessant, finde es aber cool, dass so etwas kostenlos angeboten wird. Im Anschluss durfte ich ein paar Sorten verkosten. Zwei davon waren echt lecker. Da ich ohne Rucksack oder so unterwegs war, wollte ich keine Flasche kaufen. Um jedoch ein nicht ganz so schlechtes Gewissen zu haben, kaufte ich wenigstens ein kleines Mochi (eine Art süßes Klößchen), was ebenfalls lecker war.

Bitte keine alten Stiefel ins Wasser werfen

Ich hatte das Gefühl, schon alles von Otaru gesehen zu haben, weshalb ich mich durch kleine Nebenstraßen und an einem kleinen Bach vorbei auf den Rückweg zum Bahnhof machte. Otaru an sich war ja ganz nett, aber wirklich nichts besonderes. Die zwei Dinge, die es ziemlich stark aufgewertet haben, waren zum Einen das abenteuerliche Wetter und zum anderen die absolut phänomenale Zugfahrt am Meer. Für die Rückfahrt war ich vorbereitet und starrte von Anfang an aus dem Fenster raus.

Das Wetter war mittlerweile richtig schön, sodass der Ausblick noch besser war! Einzig und allein die Scheiben waren diesmal schmutzig 😫

Am späten Nachmittag/frühen Abend kam ich wieder in Sapporo an. Da ich außer Fressen nichts mehr vorhatte, guckte ich mir die Schneeskulpturen ein weiteres Mal an. Wie bereits erwähnt, waren abends ein paar von ihnen beleuchtet, wie z.B. das Pferd weiter oben im Text. Vor einem Haus aus Schnee traten sogar verschiedene Brass-Bands auf. Als die eine die Bühne verließ, hatte ich für einen kurzen Moment erwartet, sie würden ins Gebäude gehen, bis mir wieder einfiel, dass dieses gar nicht echt war.

Im Hotel ging ich selbstverständlich ein weiteres Mal in die Sauna, bevor ich in meinem Zimmer gemütlich die Füße hochlegte und dort ein letztes Mal übernachtete.

Iglus heutzutage werden auch immer luxuriöser…
Schluss

Der folgende Morgen war leider schon der letzte in Sapporo, daher verweilte ich nach dem Check-out noch etwas in der Lobby und schlürfte genüsslich an meinen kostenlosen Kaffee, während ich aus der Fensterfront auf die verschneite Stadt hinausblickte. Ehrlich gesagt bin ich mir unsicher, ob mir Sapporo ohne den ganzen Schnee überhaupt so gut gefallen hätte 😀 Wahrscheinlich wäre es für mich dann einfach nur eine weitere große Stadt gewesen. Und wäre ich jeden Tag allein gewesen, hätte es natürlich auch nicht ganz so viel Spaß gemacht. So war es jedoch zweifelsfrei ein supper Ausflug 👍

Beim Rückflug habe ich übrigens einen Platz am Fenster bekommen 😁 Achja und ganz wichtig, am Flughafen aß ich eine sehr köstliche koreanische Platte, fast vergessen!

Puh, geschafft, jetzt seid ihr vorerst wieder auf dem neuesten Stand (naja fast). Es hat ein Bisschen gedauert, bis ich dazu kam, über Sapporo zu schreiben. Gewiss ist in der Zwischenzeit ein Teil des Enthusiasmus und der Freude flöten gegangen und kommt nicht mehr in dem Maße rüber, in welchem ich sie während oder direkt nach der Reise verspürt habe. Nichtsdestotrotz möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen, wie obergeil und wohltuend der Ausflug gewesen ist! Aus diesem Grund möchte ich mich möglichst gut daran erinnern können, weshalb der Beitrag mit vielen kleinen Details gespickt ist, die sonst kein Schwein interessieren. In letzter Zeit ist Gott sei Dank nicht viel passiert außer Arbeit, weshalb ich im Moment nichts weiter zu berichten habe. Allerdings sind schon sehr bald einige Aktionen geplant. Wenn ich könnte, würde ich jetzt schon mal anfangen, darüber zu schreiben. Jetzt nach der Reise habe ich Blut geleckt und möchte auf jeden Fall noch viel mehr von Japan sehen. Kein Bock mehr auf Tokyo!

(╯‵□′)╯︵┻━┻

Trivium: Einst eine meiner Lieblingsbands, veröffentlichen sie in letzter Zeit leider nicht mehr so gute Musik, finde ich. Die alten Sachen höre ich aber immer noch gerne, darunter auch dieses Lied hier vom Album Shogun. Der Lead-Singer hat übrigens japanische Wurzeln.

3 Antworten zu “Kurzurlaub: Sapporo, Hokkaido”

  1. Bin begeistert von den prachtvollen Eisskulpturen und Schneefiguren. 👌
    Dieser Ausflug war super interessant und spannend aber auch wie immer lustig.
    Allein anhand deiner Erzählungen und den Fotos dazu friert man einfach mit.
    So ein Winter kenne ich nur von meiner Jugend in den 70gern ☺
    Hoffe du bist im Nachhinein NICHT krank geworden!?
    Besten Dank für die tollen Eindrücke und ganz viel Spaß bei weiteren Japan-Entdeckungen 😘
    Ganz liebe Grüße Schätzchen

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