„[…]aber mehr Output geht halt nicht… Oder etwa doch?“
– Schony, Dezember 2022
Oder etwa doch indeed! Ihr habt doch nicht ernsthaft geglaubt, dass das schon alles gewesen ist, oder? Ein weiterer Wandertag möchte niedergeschrieben und von euch gelesen werden.
Dieses Mal sind wir den Berg Takao hochgestiegen, angeführt von Odam, begleitet von Leuten unterschiedlicher Nationen, darunter Deutschland, Polen, Österreich und Niederlande. Außer mir waren das alles Studenten. Fast wäre ich nicht mitgegangen, weil es laut der Abstimmung im Gruppenchat so aussah, als würde es nach Kamakura gehen, und da war ich ja schon wandern (erinnert ihr euch noch an die Fische? °O°). Zwar würde ich das schon gerne wiederholen, aber nicht jetzt, da mir der Abstand zu kurz und die Fahrtkosten zu teuer sind X﹏X Doch im letzten Moment schaffte es Takao noch, das Ruder rumzureißen und den Sieg einzuholen! Nice! Also, nicht im ALLERletzten Moment, schon noch einen Tag vorher, aber trotzdem…

Der Morgen begann NICHT wie jeder andere Wandertag, denn ich hatte von Vornherein alles dabei und musste nicht nochmal zurücklaufen (⊙o⊙) UND ich war 15 min vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt! Habs euch ja gesagt… Worin hingegen alle bisherigen Wandertage übereinstimmten, war das obergeile Wetter. Also setzte ich mich raus in die Sonne, während ich auf die anderen wartete. Als diese eintrafen, warteten wir gemeinsam auf die letzte fehlende Person, die sich letztenendes um 40 Minuten verspätete. Mein Proviant war bis dahin fast vollständig aufgebraucht, deshalb war es gut, dass wir noch schnell in den convenience store sind, bevor wir losmarschierten. Mochi, Sandwiches, Mandarinen… Ach komm, ein Bier hol‘ ich auch noch mit. Wandern ohne Bier ist wie Zähneputzen ohne äh… Bier. Zum Glück habe ich die zusätzlichen 0,5 kg Gepäck in Kauf genommen, denn wie sich später herausstellte, hätte oben am Gipfel ein Bier 800 Yen gekostet.

Das coole an dem Berg ist, dass dort viele verschiedene Routen ausgewiesen sind (s. obiges Foto, unten links im Bild :P), unter denen man auswählen kann. An manchen Stellen überkreuzen sie sich, sodass man mittendrin wechseln kann. Für den Hinweg zum Gipfel (599 m hoch) nahmen wir den Hauptweg. Der war allerdings ziemlich menschenüberlaufen und obendrein asphaltiert, hat sich also nicht gerade wie Wandern angefühlt. Allerdings haben wir so immerhin all die dort befindlichen Tempel und Schreine zu Gesicht bekommen.




Um Bilder und Text gleichmäßiger zu verteilen, hier ein Textblock: Auf dem Weg nach oben kamen wir an einer Art Skilift (aber ohne Ski) und einem Affenpark (aber mit Affen) vorbei. Der Lift hätte uns im Austausch gegen Geld nach unten gebracht, aber wir wollten schließlich nach oben. Der Affenpark hätte ebenfalls Geld gekostet, aber warum sollten wir Geld ausgeben, nur um gebissen zu werden (und uns anschließend in Affen zu verwandeln)? Also haben wir unseren Weg ohne Umschweife fortgesetzt. Streckenweise war es sogar warm genug, um im T-Shirt rumzulaufen und trotzdem noch ins Schwitzen zu kommen. 599 Höhenmeter sind jetzt nicht extrem viel, und der Weg war auch nicht besonders steil, aber ich bin fett und unsportlich geworden, darum lasst mich.


Der Gipfel war sehr nice! Ich mag es, wie die Berge von Reihe zu Reihe mehr im Nebel verschwinden 🙂 Nach kurzem Schnappschussschießen pflanzten wir uns irgendwohin und genossen die Sonne bei einem Bier und ein paar Snacks. Da ich etwas zu wenig Schlaf im Tank hatte, klinkte ich mich aus den Gesprächen aus und bin bei dem warmen Sonnenlicht fast eingeschlafen (naja, soo warm auch wieder nicht, ich musste meinen Pulli wieder anziehen). Es hätte sogar noch schöner sein können, wenn da nicht diese eine Sache gewesen wäre…

Eine Weile verging, und wir traten den Rückweg an. Aber nicht auf demselben Pfad, nein nein! Getrieben von einer Abenteuerlust ungeahnter Größe wählten wir den gefährlichsten, furchtbarsten, TÖDLICHSTEN Weg von allen: Den mit der Hängebrücke! …Die sich als äußerst stabil und irgendwie überhaupt nicht hängend oder wackelig herausstellte.* Na gut. Trotzdem schön, denn der Pfad war um Welten geringer besucht und außerdem ein waschechter Trampelpfad ohne Zement! Stellenweise war er sehr schmal und der Abgrund war steil, also ein Bisschen Nervenkitzel war bei dieser Route dann doch dabei. Erst recht, als Odam kurz ausgerutscht ist und wir für einen Sekundenbruchteil dachten, es hätte sich ausgeschlumpft für ihn. Danach folgten wir der Beschilderung für den Wasserfall… Ob uns dort mehr Spannung und Adrenalin erwartete? Seht selbst!
* Ganz im Gegensatz zu den kleinen Brücken am Shinjuku-Bahnhof! Diese sehen eigentlich ganz normal, äußerst unbeweglich aus, aber beim Überqueren hat es so sehr unter den Füßen gewackelt, dass ich dachte, wir hätten ein Erdbeben gehabt!

Den „Ja-Wasserfall“ haben sie sogar noch hinter ein Metalltor gesperrt. Näher kamen wir nicht ran (und ich glaube, das sind schon wieder Grabsteine, also eigentlich ziemlich respektlos von mir, das zu fotografieren). Trotzdem hat es sich gelohnt, denn der Weg war noch schöner und man traf dort praktisch gar keine anderen Leute mehr. Hier und da standen ein paar Einsiedler-Häuser, und mit jedem Schritt wandelte sich der Waldweg weiter zu einer kleinen Straße, von der wiederum ein Trampelpfad entlang des Bachs abführte. Doch bevor wir auf diesen abgebogen waren, entdeckten wir noch einen kleinen, unscheinbaren Weg abseits der Route.


Im Tal angekommen, bogen wir auf den bereits erwähnten Trampelpfad ab, der uns unter mittlerweile wolkenbedecktem Himmel am Bach entlang ein letztes Mal durch den Wald führte, bevor die Route zwischen Dorfrand und Wiesen verlief. Die Luft roch seltsam nach Heimat. Ab da dauerte es nicht mehr lange, bis wir die Stadt und den Bahnhof erreichten. Am Gleis stand, wie sonst eigentlich auch immer, ein Getränkeautomat, mit dem Unterschied, dass dieser hier Getränke zu bieten hatte, die seine Getränkeautomatenkollegen vor Neid erblassen ließen. Banana-Latte, Erdbeer-Latte, Banana-Schoko-Latte usw. Jetzt war genau der richtige Zeitpunkt für so was, nach der Wanderung und bei dem inzwischen kühlen, dunklen Wetter. Voller Vorfreude teilten wir einander mit, wer welche Sorte probieren wollte, doch dann stellte sich heraus, dass der Automat nicht funktionierte. Schade.
Leicht geknickt (nee, eigentlich nicht) stiegen wir in unseren Zug ein, der uns wie auch schon letztes Mal nach Shinjuku bringen sollte. Während der Fahrt hatte ich ein weiteres Mal das Vergnügen, mit einer älteren Dame quatschen zu können. Sie war schon den ganzen Tag unterwegs zu ihrer Tochter, die sie wegen Corona seit drei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie war sehr freundlich und bescheiden und eine nette Gesprächspartnerin!
Golden Gai
In Shinjuku angekommen, verabschiedete sich eine Person, während sich der Rest von uns zum Golden Gai begab. Dabei handelt es sich um eine kleine Ecke in Shinjuku, die aus schmalen Straßen mit kleinen und engen Bars (und Fressbuden, aber in erster Linie Bars) besteht. Dort quetschten wir uns in ein kleines Ramen-Restaurant (wir hatten Glück, dass schon nach kurzem Warten gerade 5 der etwa 8 Plätze frei wurden). Das Essen war nicht besonders teuer, aber sehr lecker!

Anschließend gingen wir noch kurz in eine Bar, allerdings nur noch zu viert. Dort waren die Wände und Decke mit Luftballons geschmückt, die man für jeweils 500 Yen (=Preis für 1 Bier) platzen lassen und Freigetränke gewinnen konnte. Wir hatten uns aber einfach so ein paar Bier bestellt. Während wir unser Bier tranken, wurde gelegentlich ein Liedchen an der Karaokemaschine geträllert (100 Yen pro Lied). Einer der Hobbysänger war extrem gut! Nach der ersten Runde wollte ich eigentlich nach Hause, doch dann hat mich die Glücksspielsucht gepackt, ich legte die 500 Pennys auf den Tisch und piekte einen Ballon kaputt. Hauptgewinn! 5 Bier! Eigentlich wollte ich doch gar nichts mehr… Naja, ich hatte wohl keine Wahl. Die anderen waren so freundlich und haben mir dabei geholfen, die 5 Bier leer zu kriegen. Danach war dann aber wirklich Schluss.
Die Läden im Golden Gai sind etwas internationaler ausgelegt, habe ich das Gefühl. Nicht nur ist die Dichte der Nicht-Japaner hier größer, sondern auch das Personal spricht im Schnitt besser Englisch.
Wie so oft ging ein langer, aber guter Tag zuende. Mit den Leuten konnte man sich gut unterhalten und bei dem angenehmen Wetter ist Wandern sowieso einfach toll!
Das müsste nun aber vorerst der letzte Beitrag gewesen sein. Danke an meine Fans da draußen, dass ihr mich motiviert, weiterzuschreiben! Ab morgen wird erstmal wieder fleißig Material gesammelt. Die letzte Woche habe ich hauptsächlich damit verbracht, lästige Dinge zu erledigen, die gemacht werden mussten (wie z.B. den Blog weiterschreiben haha xD Nee Quatsch, macht schon echt Spaß, kostet leider nur sehr viel Zeit). Ich hoffe, ihr habt/hattet schöne Feiertage! Bis bald!