Bonuskapitel!


Titelbild: Erinnerungsstücke (es fehlen welche aber die sind mir erst im Nachhinein eingefallen).

Liebe Leute, nun ist es so weit. Der nunmehr 36. und letzte Beitrag meines Blogs 😭 Ich weiß nicht, ob ichs hier schon mal erzählt habe, aber ich war ein Jahr lang in Japan. Lasst uns gemeinsam über diese einzigartige Erfahrung Revue passieren. Es wird jedoch nicht nur recycelte Inhalte geben. Stellt euch ein auf ein wild zusammengewürfeltes Extravaganza voller Insiderinfos, Behind-the-Scenes und und und! Ich muss sagen, ich hatte schon die ganze Zeit Bock darauf, „musste“ aber vorher noch den Rest zuende schreiben. Zum Einstieg erst einmal ein paar random Fotos:

Das Jahr ging viel zu schnell vorbei. Natürlich gab es auch schlechte Zeiten, aber die guten haben überwogen. Ich habe so viele coole neue Leute kennengelernt, und sogar von meinen alten Freunden aus Deutschland konnte ich ganze 4(!!) in Japan treffen. Das Work & Travel hat sich also definitiv gelohnt. Ich würde sogar sagen, dass es eines der besten Jahre meines Lebens gewesen ist, wenn nicht sogar das beste… Andererseits romantisiere ich es vermutlich ein Bisschen zu viel, und außerdem habe ich über andere Jahre noch nie so detailliert nachgedacht, von daher trägt die Aussage eh kein Gewicht 🤔 Nichtsdestotrotz verbuche ich es als Riesen-Erfolg, denn ich konnte mir endlich einen jahrelangen, großen Traum verwirklichen, der zwar anders, aber mindestens genauso gut verlief, wie erwartet. Das änderte auch meine generelle Einstellung gegenüber größeren Wünschen, denn ich bin jetzt viel zuversichtlicher als vorher, dass ich mir auch solche verwirklichen kann… Obwohl der aktuelle Verlauf meiner Jobsuche mich wieder etwas daran zweifeln lässt 🤣 Generell ist es ein Struggle, sich sein Leben jetzt wieder erst aufbauen zu müssen, aber das war es mir trotzdem wert.

Ein paar Jahre hätte ich es noch in Japan ausgehalten (nicht finanziell, aber vom Prinzip her), aber dennoch würde ich nicht dauerhaft dort leben wollen. Es ist ein Land voller versteckter Gebühren. Willkürliche table fee in manchen Restaurants, absurd hohe Vertragsabschlussgebühren bei z.B. Mietverträgen, einmalige Registrierungsgebühr in jeder Boulderhalle in Höhe von 1-2 Eintrittspreisen… Die Akkus meiner Elektrogeräte hielten viel kürzer als hierzulande, und meine elektrische Zahnbürste ging schneller leer, als ich sie aufladen konnte. Vielleicht lag es an der Spannung von lediglich 100 Volt, ich bin aber kein Experte. Mit der Gleichberechtigung hängt Japan etwas hinterher und die Arbeitswelt dort scheint wirklich so hart zu sein, wie man es vermutet. Viele Überstunden und nur wenige Urlaubstage, welche wiederum für Krankheit aufgespart werden. Denn wer normal krank macht, hat schlechtere Chancen auf einen Karriereaufstieg. Zwar kommen Japaner in den Genuss relativ vieler nationaler Feiertage, allerdings reicht das nicht aus, um die fehlenden Urlaubstage auszugleichen. Der Mindestlohn ist in Relation zu den Lebenshaltungskosten ein Witz. Und in den Städten ist alles so eng! Wohnungen, Geschäfte, Straßen, alles! Außerdem sind dort viel zu viele Menschen, die Häuser meist schlecht isoliert und die Packungsmengen und Essensportionen zu klein!

Dafür ist auswärts Essen relativ günstig. Die Preise sind logischerweise nach oben hin offen, fangen hingegen bei umgerechnet 3 Euro für eine Schüssel Oyakodon an (Reis mit Hühnchen (=Oya=Elternteil) und Rührei (=Ko=Kind; Don=Schüssel)). Das Wetter in Japan ist meiner Erfahrung nach besser, die Öffis sind zuverlässig, die Menschen sind höflicher/rücksichtsvoller… aber nicht unbedingt freundlicher! Mal abgesehen davon, dass viel gelästert und sich lustig gemacht wird, sind auch Bedienungen etc. häufig kühl und distanziert. In einem Interview auf Youtube habe ich mal gehört, dass wohl einige Japaner zu viel Freundlichkeit als Übergriff in die Privatsphäre werten. Trotzdem begegnet man natürlich auch sehr herzlichen Menschen. Nur halt seltener als hier, meiner Meinung nach. Andererseits ist der Service dort spitzenklasse und Mitarbeiter machen sich deutlich mehr Umstände, um einem zu helfen. Ich denke gerne an die Situation zurück, als ein Mitarbeiter aus dem Copy Shop mir regelrecht hinterhergesprintet ist, weil ich meinen USB-Stick vergessen hatte, oder die Kassiererin, die mir beim Kauf der Disneyland-Tickets half. Dazu ist es natürlich ein sehr sicheres Land, mit wirklich niedriger Kriminalitätsrate.

Generell gibt es sowohl in Deutschland als auch in Japan vieles, das ich mag, und vieles, das ich nicht mag. Am liebsten hätte ich natürlich das Beste aus beiden Welten. Während meines Aufenthalts in Japan habe ich mich so frei gefühlt wie nie zuvor. Letztenendes lag es aber weniger am Land selbst, sondern vielmehr an den Umständen, die dieses eine Jahr so großartig gemacht haben. Könnte ich in Deutschland bei minimaler Arbeit quer durchs Land reisen, jederzeit Karaoke singen (und würde bei Frauen genauso gut ankommen😏), würde ich es fast genauso genießen.

FAQ

Q: Wofür steht FAQ?

A: Für „häuFig gestAellte FraGen“

Danke für Eure Aufmerksamkeit, das war’s auch schon.

…Spaß! Ihr fallt auch echt jedes Mal darauf rein 🤡

Q: Wie war’s in Japan?

A: War gut. 👍

Q: Sprichst du jetzt fließend Japanisch?

A: Ich wünschte, es wäre so 😢 Mein Japanisch ist zwar deutlich besser geworden als jemals zuvor, ist aber leider immer noch unterdurchschnittlich. Bin allerdings weiter am lernen, einfach nur damit ich nicht wieder alles verlerne und alles umsonst gewesen ist. Außerdem habe ich die Hoffnung immer noch nicht ganz aufgegeben, dass ich die Sprache irgendwann im Beruf verwenden können werde.

Q: War es so, wie du es dir vorgestellt hast?

A: Nein. Ich dachte, ich würde alle 2 Monate in eine andere Region umziehen, sehr viel mehr Japaner*innen kennenlernen und nun fließend Japanisch sprechen, da ich schließlich schon Vorkenntnisse hatte. Stattdessen verbrachte ich 7 von 12 Monaten in Tokyo, hing hauptsächlich mit Nicht-Japanern ab und struggle immer noch stark, wenn ich einen Satz auf Japanisch bilden muss. Auf der anderen Seite hatte es auch gute Seiten, länger am selben Ort zu bleiben. So konnte ich beispielsweise dickere Freundschaften knüpfen (zwar mit Nicht-Japanern aber was will man machen 🙄 Spaß, hab euch lieb 😘). Auch die Tempel und Schreine waren in der Regel nicht so mystisch wie erwartet, da sie meist überfüllt waren und direkt neben modernen Gebäuden standen. Die einzigen Ausnahmen waren der kleine Schrein im Wald in Okutama, der dunkle Keller, ein bestimmter Raum auf Miyajima, Matsumoto Castle bei Nacht und der verschneite Schrein in Sapporo… Also doch so einige 😆 An Letzterem störten mich lediglich die Plastikschilder und -abgrenzungen.

Q: Was war dein größter Kulturschock?

A: Dass japanische Waschmaschinen nur mit 30° waschen und dass in der Weltstadt Tokyo so wenige Leute Englisch sprechen.

Q: Ist da wirklich alles so voller Manga und Anime?

A: Jein… Manga und Anime sind im dortigen Alltag viel präsenter als hier und werden von allen Altersgruppen konsumiert, das stimmt schon. Auch gibt es viele große Werbekampagnen mit populären Anime-Charakteren. Trotzdem gibt es einen großen Teil der Bevölkerung, der nichts damit anfangen kann. Allerdings hat in Japan gefühlt ALLES ein eigenes Maskottchen. Jede Präfektur, jede Sehenswürdigkeit, ja selbst die Polizei! Es gibt praktisch keine Infotafeln/-flyer, auf denen kein Maskottchen abgebildet ist.

Q: Welche Dinge vermisst du am meisten?

A: Okra-Schoten. Sonne. Tokyo Metropolitan Government Building.

Q: Was war eigentlich dein Highlight?

A: Dass ich meine zweite Badelatsche wiedergefunden habe. Wie, das zählt nicht? Und das Spider-Man T-Shirt? Auch nicht, sagst du. Hmm na gut, dann muss ich nochmal überlegen. Ich glaube, dafür muss ich eine eigene Rubrik aufmachen.

Highlights

Uff. Es gibt soooo viele gute Erinnerungen, ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt alle aufm Schirm habe. Ich versuche einfach mal, mich auf ein paar wenige zu beschränken, obwohl ich locker 80% des Blogs nochmal hier einfügen könnte. Die beste Zeit jedenfalls hatte ich wahrscheinlich in den letzten Wochen am See. Mit dem Fahrrad durch die countryside Japans zu radeln, war einfach friedvoll. Außerdem war das die Zeit mit der lustigsten Konstellation an Leuten 😆 Wobei die in der Besenkammer in Tokyo auch spitze war, aber da waren die übrigen Umstände einfach nicht so bombe (Heimweh, kein See vor der Haustür, et cetera et cetera). Die beste Unterkunft hingegen war das Sharehouse in Shinjuku. Gut ausgestattet, sauber, gute Lage, fantastische Mitbewohner (mit ein paar Ausnahmen), und 3 von 4 Monaten ein eigenes Zimmer. Das beste Essen war das Sushi und das eine Sashimi-Menü (besonders die Suppe), das ich in Hokkaido gegessen habe. Beruflicher Höhepunkt war natürlich das kurze Dasein als Tourguide, allein schon deshalb, weil der Job gut bezahlt war und das Angebot genau zur richtigen Zeit kam.

Diese Collage habe ich ein zweites Mal erstellen müssen, da ich sie nach dem ersten Mal aus Versehen vollständig gelöscht habe.

Was einzelne Erlebnisse angeht, fällt es mir schon deutlich schwieriger, mich festzulegen. Da wäre zum Einen der Aufstieg auf den Fuji. Sportliche Betätigung, nette Leute (einschl. Flo), geile Aussicht. Einfach der Hammer. Zum Anderen gäbe es da den Ausflug nach Norden zum Schneefestival. Beeindruckende Skulpturen, viel Schnee, cooler Tag (oder waren’s zwei?) mit der Bonnerin, geiles Hotel. Es handelte sich zwar nur um ein Kapselhotel, aber ich hatte eine XXL-Kapsel und außerdem hatte das Hotel ein wohliges Ambiente, cool aussehende Pyjamas, gratis Sauna und kostenlosen Kaffee, mit dem man es sich in der Lobby gemütlich machen konnte. Ein weiteres Highlight war – dem vielen Treppensteigen zum Trotz – der Tag auf Enoshima. Das Kraxeln um die Insel hat mit der Deutschen irre viel Spaß gemacht und der Ausblick bei Sonnenuntergang war auch nicht übel. Außerdem wäre da noch der kleine Stopp mitten in der Pampa auf Shikoku. Sonniges Wetter, ein echt schönes Fleckchen und genau das, was ich mir erhofft hatte, nämlich während des Road Trips rein zufällig darauf zu stoßen. Und mit Thagini ist es auch nicht langweilig geworden. Die Zugfahrt am Meer entlang, von Otaru nach Sapporo, hat mir auch extrem gut gefallen, mit dem gerade erst aufgeklarten Himmel. Dann gab es noch den Tag im Fuji-Q Highland. Zum Schluss wäre da noch ein ganz bestimmter Tag mit Bolek und Golfstovskij, an dem wir einfach quer durch halb Tokyo gelatscht sind, Bier getrunken und Okonomiyaki gegessen haben. Als ich mir ein Getränk namens Calpis aus dem Automaten kaufte, fand ich ein paar Münzen im Wechselgeldfach vor, sodass es praktisch gratis war. Wie gesagt, ich könnte die Liste der Highlights noch lange fortführen, aber genauso gut könnt ihr die alten Einträge nochmal lesen 😜 Was waren eure Highlights? Habt ihr einen Lieblingsbeitrag?

Ingurisshu (English)

Eine Sache, die ich viel früher hätte anfangen sollen, ist das Sammeln bzw. Fotografieren von schlechtem Englisch. Dem bin ich bereits von Anfang an und am laufenden Band begegnet, habe mich jedoch erst viel zu spät dazu entschieden, eine Sammlung anzulegen, daher ist diese recht überschaubar. Trotzdem wünsche ich euch viel Spaß damit.

Toilet Let’s use care.
trying never stop. Ein Slogan, der im Gedächtnis hängen bleibt.
– WARNING – No Authorized Person swim here. Too deep to swim! Hmm „too deep to swim“ wegen der Strömung oder wie meint der Mayor das? Wie tief ist es denn?
…TOO DEEP TO SWIM! 😱
Nicht aus Japan, sondern Südkorea: Seat for the pregnant woman. THE pregnant woman. Ihr wisst ganz genau, welche wir meinen.
It enjoys oneself over a hot drink (coffee, cocoa, tea, …). Let’s the People Drink. Let’s drink a warm together drink. Become happy feelings. A favorite, warm drink is drunk. The moment is time of the relaxation. […] Blue mauntain.

Verpasst

Teil 1: verpasste Ereignisse

Kommen wir mal zur Kehrseite der Medaille. Es gibt nämlich nicht nur viele Erlebnisse, sondern – ähnlich wie die „englischen“ Fotos – auch vieles, das ich versäumt habe. Quasi Nicht-Erlebnisse.

Tokyo: Eine meiner früheren Lieblingsbands, Trivium, war eines Tages einfach so in Shibuya unterwegs, wie ich auf Instagram gesehen habe. Leider war das genau der Tag, an dem ich aus meinem Sharehouse ausziehen musste und daher null Zeit hatte. Ähnlich verhielt es sich mit Tash Sultana, die ebenfalls einfach so durch Shibuya spaziert ist, wenige Tage, nachdem ich Tokyo verlassen habe. Was Events angeht, habe ich Metal Gear in Concert verpasst, einfach weil ich es nicht auf dem Schirm hatte. Dabei war ich zu dem Zeitpunkt sogar vor Ort! Es war ein langjähriger Traum von mir und eine einmalige Gelegenheit, denn es war das erste Konzert seit 10 Jahren, und bisher gab es außerhalb Japans nur ein oder zwei, in Sydney oder so. 😭 Ein weniger großer Traum, aber trotzdem interessant wäre die Tokyo Game Show gewesen, aber auch da hat sich der Termin einfach unbemerkt an mir und meinen geschärften Sinnen vorbeigeschlichen. Außerdem hätte ich die Gelegenheit gehabt, zu Festivals wie Fuji-Rock oder so einem Emo-Festival, zu dem ich eingeladen wurde, zu gehen, aber sie waren leider zu teuer. Und natürlich kamen die Scary Pockets, eine Funk-Cover Band, zum ersten Mal nach Deutschland, während ich in Japan war.

In Hiroshima habe ich mir die Gelegenheit entgehen lassen, ein mal den Sternenhimmel ordentlich zu beobachten. Aber naja, realistisch gesehen hätte ich dafür ein Auto gebraucht. Auch den Supermond, der der Legende nach wahnsinnig groß und stark blau leuchtend gewesen sein soll, konnte ich nicht mit eigenen Augen sehen, da es am entscheidenden Abend in Hiroshima bewölkt gewesen ist.

Außerdem habe ich vielen Leuten eine Postkarte versprochen, letztenendes aber nur sehr wenige abgeschickt. Übrigens waren die ersten, die ich gekauft habe, Kondolenzkarten. Beim Kauf hat der Kassierer mich darauf hingewiesen, aber ich hatte nicht verstanden, was er von mir wollte. Von meinen Fotos habe ich ein paar (zum Glück nur wenige) versehentlich gelöscht, darunter das einzige aus Nishio, dem kleinen Kaff nahe Nagoya, und anscheinend auch das XXL-Puzzle vom WEISSEN DRACHEN MIT EISKALTEM BLICK, der wahrscheinlich ikonischsten Yu-Gi-Oh-Karte überhaupt. Sah geil aus, aber kaufen wollte ich es nicht, weil es mir zu teuer war und irgendwie auch zu nerdig, um es an der Wand hängen zu haben.

Um diesen deprimierenden Abschnitt abzuschließen, seien nur noch ein paar Wunschziele erwähnt, die ich aufgrund von Zeit- bzw. Geldmangel ins Wasser fallen lassen musste. Da wären z.B. Tateyama-Kurobe, Okinawa, Yakushima uvm. Außerdem hätte ich gerne mehr Zeit in Hokkaido, Okayama und Kobe verbracht. Und natürlich den See in Kawaguchiko gesehen und mit der Katapultstart-Achterbahn im Fuji-Q Highland gefahren. Wie es aussieht, muss ich wohl für ein weiteres Jahr nach Japan ¯\_(ツ)_/¯

Teil 2: vergessene Anekdoten

Nicht nur habe ich einiges versäumt zu erleben, sondern auch manches von meinem Erlebten versäumt zu erzählen. Glücklicherweise kann ich dies jedoch jetzt nachholen!

G’schichten ausm Gasthaus

Mit einer von den coolen Gästen im Gasthaus am See habe ich mal eine Sendung namens The Rehearsal geschaut. Es handelt sich um eine Show von und mit Nathan Fielder, der in verschiedene Rollen schlüpft und für unbehagliche Situationen sorgt. Es ist teils soziales Experiment, teils Unterhaltung, und bis heute bin ich mir nicht sicher, welche Stellen echt und welche nur gestellt sind.

Apropos Gäste: Der amerikanische Inhaber einer Pizzabude in Kyoto, der auch gleichzeitig ein Kumpel von E ist (zur Erinnerung: Dem Ehemann der Managerin), war mal mit seinen Freunden zu Gast und machte ordentlich Party. Als ich spätabends an der Küche vorbeiging, stand einer von ihnen nackt im Flur und unterhielt sich mit zwei anderen, angezogenen Gästen. Er entschuldigte sich und versuchte mir zu erklären, wie es zu der Situation kam, aber ich habe es ehrlich gesagt nicht ganz kapiert. Naja egal, es störte mich auch nicht, ich machte mir nur Sorgen, dass Nicht-Party-Gäste eventuell vorbeikommen und ein Problem damit haben könnten, aber was sollte ich daran ändern.

Die Pflanzen

Ebenfalls im Gasthaus haben wir mal als Sonderaufgabe Gemüse ins Beet gepflanzt. Ich möchte vorab anmerken, dass ich sehr ungeschickt bei Gartenarbeiten jeglicher Art bin. Das fing schon damals an, als ich bei einem Kumpel mit der strombetriebenen Heckenschere das Stromkabel ebendieser Heckenschere durchtrennte. Auch dieses Mal, beim Einpflanzen, wusste ich nicht, was ich tat. Es gab sogar eine Instagram-Story auf dem Account des Gasthauses, wo alle schön fleißig ihre Setzlinge am einpflanzen waren, während ich nur dumm rumstand und mich ahnungslos umgeschaut habe 🤣 Eines Tages kam auf demselben Account ein Update zu dem Gemüse. Einige der Pflanzen haben es nicht geschafft und ich gehe schwer davon aus, dass es meine waren. Mein Daumen ist so schwarz (ist das das Gegenteil von grün?), bei mir gehen selbst Plastikpflanzen ein. Und damit übertreibe ich nicht einmal: Während ich als Tour-Guide unterwegs war, hatte mein Kollege mir für einen Tag eine Plastikblume geliehen, die die typische Hochhalte-Fahne ersetzen sollte, und ich habe es tatsächlich geschafft, dass ihr die Blütenblätter ausgefallen sind 😂 Und zwar indem ich sie mit meinem Fettarsch plattgedrückt habe. Apropos Tour-Guide: Eine der Teilnehmerinnen kaufte sich damals einen Magneten mit Schriftzeichen drauf. Scherzhaft sagte sie „das ist jetzt wahrscheinlich was total Banales haha,“ woraufhin ich ihr die schlechte Nachricht mitteilte, dass dort schlichtweg „Rauchverbot“ steht. Immerhin hatte sie es sich noch nicht tätowieren lassen.

Züge

Golfbart der Weise und ich haben mal in einer Arcade den Zug-Simulator ausprobiert, komplett mit so einem typischen Hebel usw. Eine Runde à 2 Stationen hat 200 Yen gekostet und war somit teurer, als dieselbe Strecke in der REALITÄT mit einem ECHTEN Zug zu fahren. Zugegeben, in echt würde man ihn nicht selbst steuern. Übrigens, wenn man in Japan mit Rucksack in einen vollen Zug steigt, trägt man den Rucksack vorne am Bauch, damit man Platz spart. Mein alter Mathelehrer pflegte zu sagen „Hanoi sagt der Schwab’“ ach nee falsch „ich dreh dir den Hals um, dass du ausm Rucksack frühstücken kannst!“ Tja, Herr Stähle, wer lacht jetzt? Ich kann bereits aus dem Rucksack frühstücken! Sie wollten wohl sagen, „Ich dreh dir den Hals um, dass du nicht mehr ausm Rucksack frühstücken kannst.“ Nach all den Jahren hab ich’s Ihnen endlich gezeigt! 💪🎖

Flopo

Als Flo nach Japan kam, brachte er mir – so wie Alex damals – eine große Packung Taschentücher mit, da ich ihn nicht auf den neuesten Stand gebracht hatte, dass ich wusste, wo ich welche kaufen konnte. Aber trotzdem danke. Eines Tages hatten wir überlegt, ins Kino zu gehen (haben es letztlich nicht gemacht). Im Empfangsbereich war eine kleine Kuppel in der Decke eingelassen. Wenn man sich unmittelbar darunter befand und etwas sagte, hörte man seine eigene Stimme wie über Lautsprecher, während man für alle anderen in normaler Lautstärke zu hören war. Mega cooler, akustischer Effekt. Was ganz anderes: Im Kaufhaus fand ich eine Unterhose mit dickem Relaxo als Arsch-Gesicht. Für eine Unterhose war sie wortwörtlich arschteuer, aber ich habe sie mir trotzdem gekauft und es bis heute nicht bereut.

Japanische Friseure

Ich glaube, ich habe euch noch nie von meinen Friseurbesuchen erzählt. Ich war insgesamt drei mal Haare Schneiden, also genauso häufig wie wenn ich in Deutschland bin. Das erste Mal war ich bei QB-House, einer Billig-Friseur-Kette, wo ein Schnitt nicht mal 10 Euro gekostet und nur 10-15 min gedauert hat. Dafür war das Ergebnis allerdings… nunja, es gibt noch nicht einmal eine schöne Umschreibung dafür. Als ich fertig war, saß ich ungefähr so da:

„Passt das so?“ – „…m-hm! 🙂“

Friseurbesuche wie diese sind der Grund dafür, warum ich sie immer so weit hinauszögere, bis ich wirklich GAR NICHTS mehr zu verlieren habe. Es sah einfach VÖLLIG anders aus, als ich es dem Friseur eingangs beschrieben hatte, aber nun war es zu spät und ich wusste auch nicht, wie man das noch hätte retten können. Mit etwas Styling sah es wenigstens okay genug aus, um mich aus dem Haus zu trauen. Und wenn ich mich so umgesehen habe, wurde mir klar, dass ich offensichtlich nicht der einzige Mann in Tokyo war, der zu QB-House ging. Offenbar bekommt dort jeder grundsätzlich denselben Standard-Schnitt, egal was man sich wünscht. Denn auch bei meinem zweiten Mal dort (ich musste halt Geld sparen) fiel das Ergebnis gleich aus. Mein dritter Friseurbesuch war in Hiroshima, bei einer wirklich sehr freundlichen Friseurin mit eigenem Laden. Sie wurde mir von der Besitzerin des Hostels empfohlen (die mir neulich übrigens eine Geburtstags-Email geschrieben hat, voll nett!) und tatsächlich sah ich danach tausend mal besser aus als die anderen Male. Mein Japanisch war inzwischen etwas besser geworden, sodass ich mich prächtig mit der Friseurin unterhalten konnte, und das sogar über Details zum Haarschnitt (auch wenn manches davon noch mit Zeichensprache erfolgen musste). Es kostete mich etwa doppelt so viel wie bei QB-House, aber das war es mir allemal wert. Zwar sah es auch nicht zu 100% perfekt aus, aber auf jeden Fall gut, zu gut, als dass ich es mit meinen Zeichenkünsten jemals zum Ausdruck bringen könnte.

zwielichtige Gestalten

In beliebten Gegenden mit Nachtleben wird man öfters mal von irgendwelchen Leuten angesprochen, die einen in Girls-Bars oder sonstige Etablissements locken möchten. Selbstverständlich gibt es hartnäckigere Zeitgenossen, doch ich war überrascht von denjenigen, die superfreundlich waren. Da wäre beispielsweise der Typ in Sapporo, der mich (übrigens am helllichten Tag) gefragt hat, ob ich auf der Suche nach einer bestimmten Art von Zeitvertreib mit hübschen Girls wäre. Als ich höflich verneinte, war das aber kein Problem und wir machten noch ein Bisschen smalltalk (Ach du bist extra fürs Schneefestival hierher gekommen? Cool! usw.) Oder aber die Dame in Shibuya, die mir direkt einen Katalog mit Bildern von Frauen entgegenstreckte. Nachdem ich das Angebot ablehnte, sagte sie freundlich „Oh, okay. Have a nice evening!“ Oder der Typ, der Flo und mir trotz unserer Absage hilfsbereit den Eingang zu der normalen Bar zeigte, in die wir eigentlich wollten.

Der ungebetene Gast

Es ereignete sich während der Zeit, als ich einen Zimmergenossen in Shinjuku hatte. Dieser war gerade nicht da. Ich erwachte gerade aus einem Mittagsschlaf und war noch völlig neben der Spur, als sich plötzlich die Zimmertür öffnete. Eine Japanerin lugte rein, bemerkte, dass sie die falsche Tür erwischt hatte, und war dabei, die Tür wieder zu schließen, als sie sich plötzlich doch umentschied und einfach so das Zimmer betrat. Noch halb am schlafen setzte ich mich auf, nur in Unterhosen gekleidet. Sie stellte mir eine Frage nach der anderen und ich antwortete einfach, ohne überhaupt zu wissen, was eigentlich abging. Sie schien etwas verwirrt/betrunken. Während ich auf eine Erklärung wartete, bemerkte ich, dass inzwischen der Mitbewohner, der im Keller hauste, im Türrahmen stand. Ich zählte eins und eins zusammen und mir wurde klar, dass sie wohl sein Gast war. Ich wollte nicht unhöflich sein, deshalb wartete ich, bis er sie zurückpfeift, aber nichts geschah. Dann wollte sie an die Sachen von meinem roommate gehen, doch ich hielt sie davon ab, woraufhin sie an meine Sachen ging. So ist’s besser, dachte ich, bis mir schlagartig klar wurde, dass ich auch dies eigentlich nicht wollte. Anstatt dass der Typ sich mal um seine Gästin kümmerte, kam er auf die tolle Idee, sein Handy zu zücken und alles zu filmen. Ungläubig fragte ich „Filmst du mich gerade ernsthaft in meiner Unterhose?“ Er zuckte mit den Achseln. Genug, dachte ich und schmiss die beiden endlich raus. Sobald ich etwas klarer im Kopf wurde, regte ich mich nachträglich tierisch auf, einerseits über die zwei, andererseits über mich, weil ich viel zu höflich gewesen bin. So kurz nach dem Aufwachen bin ich mit der Situation einfach überfordert gewesen. Naja, jetzt war es jedenfalls vorbei.

…Doch es war noch nicht vorbei! Der eigentliche Aufreger kommt noch. Kurz darauf ging ich nämlich runter zum Sukiya, was essen (Seitdem habe ich das Zimmer jedes Mal abgeschlossen). Wie es der Zufall so wollte, saß auch der Kellerbewohner da. Ich setzte mich neben ihn und sagte ihm, dass ich das eben voll daneben von ihm fand, also, nichts zu sagen und stattdessen zu filmen. Diplomatisch fügte ich hinzu „ich hätte auch selbst etwas sagen können, aber da sie dein Gast war, habe ich eigentlich darauf gewartet, dass du das machst.“ Wisst ihr, was er darauf geantwortet hat?!?! Er hat gesagt: „Du hast Recht, du hättest was sagen sollen, wenn es dich gestört hat.“ und mir augenblicklich irgendwelche dummen Videos gezeigt, um vom Thema abzulenken. Am besten wäre noch gewesen, hätte er mir das Video von mir in Unterhose gezeigt. Gerne hätte ich seine Visage genommen und in seine Reisschüssel gepresst, aber ich wollte im Restaurant keine Szene machen. Also habe ich ihn nur blöd angeguckt und von da an ignoriert. Den anderen Mitbewohnern im Haus erzählte ich ebenfalls alles und wir regten uns gemeinsam über ihn auf.

Generell war der Kellerraum immer von irgendwelchen weirdos besetzt. Den ersten habe ich kein einziges Mal zu Gesicht bekommen, da er irgendwie nie nach Hause kam. Dann war da dieser Kerl von eben. Beim Auszug hat er übrigens ganz viel Scheiß in seinem Zimmer zurückgelassen, welches die armen Reinigungskräfte ausräumen mussten. Danach zog dort ein Schweizer ein, der eigentlich in Ordnung war, AUSSER dass er die gemeinsam genutzten Schüsseln immer in seinem Zimmer gehortet hat, als würde sie sonst niemand brauchen 😡 Am Ende, kurz bevor ich ausgezogen bin, kam ein Deutscher, der kaum geredet hat. Aber es hätte ohnehin nicht viel Sinn gemacht, sich noch großartig anzufreunden.

Uff, das war ja genug Text um zwanzig Beiträge zu füllen… Zur Abwechslung gibt es in Kürze ein paar Bilder…

Die große Preisverleihung

Herzlich willkommen zur großen Preisverleihung! Die Jury hat entschieden und die Gewinner stehen fest. Die Kategorien bestehen aus eher zufälligem Bullshit, vergleichbar mit den Bonussternen am Ende einer Mario-Party-Partie.

Der Preis für DEN HÖCHSTEN SPRUNG AUS DEM WASSER geht an… Den einen Fisch im Fluss in Tokyo! Ihr wisst, welchen ich meine.

Der Preis für DIE VON MIR MEISTGEKAUFTE FERTIGSAUCE geht an… Auberginen-Curry-Sauce!

Der Preis für DAS TRAUMATISIERENDSTE SOUVENIR geht an… Ja was höre ich denn da aus der Regie? Es gibt zwei Gewinner! Diese beiden Magnete:

Der Preis für DEN UNNÖTIGSTEN MERCH-ARTIKEL geht an… nein, nicht an meine Relaxo-Unterhose, die war überlebenswichtig! >:( Der Gewinner ist dieser… separate Deckel für Feuchttuchpackungen? Sowas gibt’s?

Ach so, das ist mit Relaxo-Motiv! Das ändert natürlich alles 😍

Der Preis für DAS BESTE MEINER FOTOS geht an 20230813_185504_HDR.jpg! Gratulation! Es konnte sich gegen seine zahlreichen, überwiegend ebenfalls in Hiroshima entstandenen Kontrahenten durchsetzen.

Der (Trost-)preis für WÄRE EIGENTLICH DAS BESTE FOTO GEWORDEN, WENN MEINE SCHEISS KAMERA RICHTIG FOKUSSIERT HÄTTE geht an folgendes Werk:

Es wäre wahrlich ein Meisterwerk geworden. Der Fuji, der Sonnenuntergang und die kunstvoll geschwungene Gischt der See, die gegen die rauhen, schwarzen Felsen wütet; alles in einem Motiv. Ich konnte die Preisgelder schon auf mich herabregnen sehen. Hokusais „Große Welle vor Kanagawa“ hätte einpacken können. Doch meine olle Handykamera musste mir einen Strich durch die Rechnung machen 😭

Schlussteil

So. Ich glaube, das war’s. Ich habe kürzlich nochmal alle bisherigen Beiträge durchgelesen, kleine Fehler korrigiert und teilweise Kommentare mit aktuelleren Eindrücken und Updates dagelassen. Mir wurde gesagt, dass es in meinem Blog oft ums Essen geht und beim erneuten Durchlesen habe ich festgestellt, dass das stimmt, obwohl ich vorher die ganze Zeit dachte, ich hätte mich diesbezüglich zurückgehalten. (Außer bei Südkorea, da lag der Fokus absichtlich darauf.)

Was die Zukunft bringt, kann ich noch nicht sagen. Den Blog werde ich vermutlich nicht fortsetzen, selbst wenn ich nochmal nach Japan fliege, denn irgendwie ist mir die Kreativität ausgegangen 😄 Konkrete Reisepläne gibt es diesbezüglich sowieso noch nicht. Im Sommer werde ich allerdings einen Japanisch-Test versuchen, also drückt mir die Daumen!

Zu guter Letzt möchte ich mich noch bedanken. Besonderer Dank geht an Flo, der die Webseite eingerichtet und aufrechterhalten hat, und Joel, der die Domain weiterhin sicherstellt. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen. Auch an euch Lesende natürlich ein dickes, fettes

DANKE

dafür, dass ihr meinen Blog gelesen und so viel Interesse und positives Feedback gezeigt habt ❤ Ohne euch hätte ich definitiv nicht genug Motivation gehabt, es bis zum Ende durchzuziehen, obwohl es sehr viel Spaß gemacht hat, von meiner Reise zu berichten. Trotzdem war ich immer in Verzug, da es einfach eine Menge Arbeit gewesen ist. Von daher hat es auch etwas Gutes, dass dieses Projekt nun abgeschlossen ist. Ich hoffe, es hat euch gefallen!

Liebe Grüße und さようなら、

Schony

Zum Abschied ein leicht schnulziges Lied von CHVRCHES, welches sie zum Soundtrack von Death Stranding beigesteuert haben. Das absolut geile Cover-Artwork stammt von Yoji Shinkawa, der auch schon bei der Metal Gear-Reihe als Art Director fungierte.

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