Biwako 2 – Revenge of the Biwako


Nach ursprünglich geplanten 4 Wochen Aufenthalt habe ich diesen 2x verlängert und war jetzt drei Monate am See und es ist relativ viel passiert. Mal schauen, ob ich noch alles zusammenkriege. Here we go!

Takoyaki-Party

Von der ursprünglichen Besetzung der Helferlein sind die meisten ungefähr gleichzeitig abgereist, deshalb haben die Festangestellten zum Abscheid eine Takoyaki-Party organisiert! Takoyaki sind kleine Teigbällchen, üblicherweise gefüllt mit Oktopus (Tako) und anderen Zutaten wie z.B. Käse etc. Gemacht werden sie entweder auf einer heißen Platte, oder einfacher mit einer Art Waffeleisen mit halbrunden Öffnungen, wie wir eines hatten. Leckerschmecker! Anschließend ging es für zwei Stunden zum nächstgelegenen Karaoke. Hat wie immer sehr viel Spaß gemacht 😁

In den darauffolgenden Tagen ging einer nach dem anderen fort. Das französische Pärchen wurde durch einen einzelnen Franzosen ersetzt, der Australier durch einen anderen Australier, die andere Deutsche war weg, aber ich war ja noch da, also waren weiterhin alle Nationalitäten vertreten. Der Wechsel markierte den Übergang von Akt 1 zu Akt 2 meines Aufenthalts. Auch wenn ich die alten Leute vermisse, die neuen waren ebenfalls nicht verkehrt. Es war bereits Mai, und da ich nur bis Ende Mai bleiben wollte, musste ich so langsam meine nächsten Schritte planen. An sich war ja noch genug Zeit, ABER es kam alles anders! Ich erhielt eine Mail von einer Reiseagentur, für die ich mich im JANUAR als Tourguide beworben habe, woraus dann aber doch nichts geworden ist, die mich jetzt aber doch brauchten, und zwar ziemlich kurzfristig! Dadurch hatte ich keine Zeit zum planen. Stattdessen musste ich mich auf die Tour vorbereiten. Sie kam und ging, und danach waren zwar noch fast zwei Wochen übrig bis Ende Mai, aber wie das nunmal so ist, verging die Zeit superschnell, ohne dass ich einen Finger krumm gemacht hatte, sodass ich die Managerin des Gasthauses um eine Verlängerung bitten musste.

Akt 2

Besetzung: Australier, Franzose, ich

Von da an wurde es etwas ruhiger im Gasthaus, aber ab und zu unternahmen wir noch etwas zusammen. Sei es gemeinsames Kochen, ein Tag in Kyoto, oder aber Schwimmen im See inklusive Steine-gegeneinander-Werfen und übers Wasser flitschen. Ein Mal haben Australier Nr. 2 und ich uns zum Schwimmen nach der Arbeit verabredet. Als meine Schicht endlich rum war, habe ich aber erst mal gekocht, getrödelt usw… Daher sind wir erst später los, als ursprünglich geplant. Noch bevor wir am Strand angekommen waren, fing es heftig zu regnen an. Naja, jetzt ists auch egal. Regentropfen so groß wie der Mond prasselten auf uns ein und fühlten sich fast an wie eine Massage. War irgendwie angenehm, bei dem Wetter zu schwimmen. Und solange es nicht blitzte, bestand schließlich keine Gefahr. Unsere Handtücher und T-Shirts hätten wir allerdings genauso gut zu Hause lassen können. Gut, dass ich mein Handy nicht dabei hatte.

Ein anderes Mal sind wir mit E, dem Ehemann der Managerin und unserem „Chauffeur“, zu zwei Schreinen gefahren. Der erste hat ein torii direkt im Wasser zu bieten, während der zweite, der Mio-Schrein einfach ein hübsches, kleines, gepflegtes Fleckchen Erde bildet, in dessen Teiche sich die unterschiedlichsten Tiere tummeln. Von Fischen, Fröschen und komischen Schnecken bishin zu Salamandern, Kaulquappen, und noch mehr Fischen. Auf der Rückfahrt erblickte ich einen auf der Straße sitzenden Schmetterling in der Größe eines durchschnittlichen Vogels und war hellauf begeistert!

Fisch
komische Schnecke höhö! (nee Spaß die war voll nett)
Der Schrei(n) (2023). Kunstwerk von Schneckenkollektiv. Sand in Wasser. Mio-Schrein, Takashima, Japan.
Tor im Wasser. Sagenhaft!
Kyoto

Kyoto befindet sich nur eine 30- bis 40-minütige Zugfahrt vom Gasthaus entfernt, wenn man den schnellen Zug nimmt, und so kam es, dass wir 1-2 mal dorthin gefahren sind. Entweder chillten wir am Fluss, kauften halbwegs vernünftiges Brot in der deutschen Bäckerei, aßen bei Pop Pizza oder gingen Shoppen. Wir konnten in ganz Kyoto kein einziges vernünftiges Tischtennis-Set finden, deshalb mussten wir uns mit einem Kinder-Set bestehend aus Mini-Schlägern und Mini-Netz zufriedengeben. Am Abend gingen wir ausnahmsweise mal zu einem guten Sushi-Restaurant, einfach um es mal probiert zu haben. Das Essen dort war wirklich verdammt lecker, vor allem das Süßwasseraal-Sushi. 🤤 Da wir aber aufgrund der stolzen Preise jeweils nur ca. 3 Stück Sushi aßen, gingen Franzose Nr 2. und ich im Anschluss noch in ein günstiges Sashimi-Restaurant. Die Sashimi Bowls konnte man sich bis zu einem gewissen Grad selbst zusammenstellen und der Preis berechnete sich abhängig von den Zutaten. Doch selbst danach war immer noch Platz im Magen und wir gingen wieder direkt im Anschluss in ein weiteres Restaurant, dieses Mal Laufband-Sushi. Günstig, lecker, macht satt. Doch damit immer noch nicht genug! …Nee Spaß, drei Restaurants in Folge waren dann doch ausreichend für uns 😀

Kobe

Mein bis dato weitester Tagesausflug brachte mich nach Kobe (die Stadt mit dem Kobe-Rind, wovon ich allerdings nicht probiert habe, da es schweineteuer ist). Zur Innenstadt kann ich nicht viel sagen, die interessiert mich nicht, ich bin stattdessen zu den Nunobiki-Wasserfällen gegangen, insgesamt vier an der Zahl. Eigentlich sind sie nicht weit vom Bahnhof Shin-Kobe entfernt, aber bis ich gecheckt hatte, dass man durch diese eine Unterführung durchgehen muss, hat es etwas gedauert. Ich ließ mich auf eine der Sitzbänke nieder, um dem ohrenbetäubend lauten Rauschen des Wassers ein Weilchen zuzuhören.

An den Wasserfällen vorbei führte eine Abzweigung zu vermeintlichen Schlossruinen. Ich entschied mich, dem Pfad zu folgen, was sich später als Fehler herausstellte. Der Weg war steil und schien unendlich in die Höhe zu gehen, aber irgendwann erreichte ich das Ziel, nur um festzustellen, dass es sich bei den „Ruinen“ lediglich um einen Gedenkstein handelt, der dort steht, wo früher das Schloss gestanden hat. Enttäuscht machte ich mich zurück zur Abzweigung und war kurz davor, nach Hause zu gehen. Aber was sollte ich da? Bin ich den ganzen weiten Weg hergefahren, nur um eine Stunde an den Wasserfällen zu verbringen und wieder anderthalb Stunden zurückzufahren? Nein, sage ich euch! Also folgte ich dem anderen Weg, der mich zu einem Damm führte.

Im Regen wirkte der Ort sehr friedvoll, unter anderem weil außer mir sonst niemand dort war. Nach mehreren Minuten des Genießens stellte sich mir die Frage: Was nun? Ich war eigentlich zu faul, um noch weiter zu gehen, aber es war immer noch nicht besonders spät und ich hatte nichts besseres zu tun, also machte ich es trotzdem. So wurde die ganze Aktion zu einer Art Wandertag, wenn auch ungewollt. Irgendwann hatte ich aber tatsächlich keine Lust mehr und machte kehrt. Auf dem Rückweg entdeckte ich eine Raupe, die sich auf dem Boden windete, weil sie von Ameisen angegriffen wurde. Ich war mir unsicher, ob ich eingreifen sollte oder nicht, tat es aber dann doch und vertrieb die Ameisen mit einem kleinen Stock, bevor ich die Raupe ein paar Meter weiter weg (und damit hoffentlich außer Gefahr) brachte. Ich hoffe, ich habe mit dieser selbstlosen Heldentat keine schlimmen Auswirkungen auf das Ökosystem in Gang gesetzt. Spricht man vielleicht deshalb vom Butterfly-Effect?

Sobald ich wieder zurück in der Stadt war, aß ich im CRAZY BURRITOS einen crazy Burrito (sehr lecker übrigens und die Bedienung war superduperfreundlich) und machte mich auf den Heimweg.

Insgesamt war es während dieser Periode ein Bisschen öde im Gasthaus. Es gibt rein gar nichts Schlechtes über die zwei neuen zu sagen, wir kamen gut miteinander aus, und trotzdem hat es nicht so wirklich geklickt. Meistens war jeder für sich, weshalb es von Zeit zu Zeit etwas einsam wurde. Hinzu kam, dass die Arbeit recht langweilig und häufig schon alles 1-2 Stunden vor Dienstende erledigt war, sodass wir die Zeit mit Extra-Aufgaben totschlagen mussten. Außerhalb der Arbeit gab es auch nicht wirklich viel zu tun, da konnte die Umgebung noch so schön sein. Neben Mittagsschläfchen Halten wurden Spülen und Wäschemachen zu meinen größten Hobbies. Zu allem Überfluss hatten wir manchmal komische Gäste. Einer davon war eine Art Dauergast, machte die vielfältigsten Geräusche und führte Selbstgespräche – laut genug, dass sie jeder hören konnte, aber zu chinesisch um sie zu verstehen. Ein anderer Dauergast war jedoch ziemlich cool und versuchte einmal mich mit einer Gästin zu verkuppeln. Sie und ich hatten sogar ein Date, aber aufgrund meines schlechten Japanischs war es irgendwie awkward und es blieb bei diesem einen Date.

Zurück zum Thema: Obwohl natürlich nicht alles nur Kraut und Rüben war, machte sich Unzufriedenheit in mir breit. Mich nach einem Tapetenwechsel sehnend, fragte ich bei diversen Gasthäusern in anderen Gegenden nach, ob ich bei ihnen arbeiten könne im Austausch gegen Logie (und idealerweise Kost), aber sie hatten zu dem Zeitpunkt entweder keinen Bedarf oder verlangten einen Mindestaufenthalt von 3 Monaten. Die spinnen doch! Daher verlängerte ich widerwillig meinen Aufenthalt am See ein weiteres Mal.

Zu meinem Glück, wie sich später herausstellen sollte…

Doch der Text ist schon lang genug, deshalb: Bleibt dran, Fortsetzung folgt!

Ich erinnere mich nicht mehr, ob ich schon mal was von Nothing But Thieves präsentiert habe, aber die Band gehört zu meinen liebsten Entdeckungen der letzten Jahre, auch wenn ich vielleicht nur ein Viertel ihrer Lieder gerne höre. Dieses hier ist vom neuen Album.

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