Amaimono ka suppaimono! (Komplett fal– ich meine frei übersetzt aus dem Deutschen Förstergruß „Süßes oder Saures!“) Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, ob die Kinder hier von Haus zu Haus gehen und Süßigkeiten sammeln. Was ich weiß, ist dass an Halloween richtig dick Party in Shibuya gemacht wird! Eines schon mal vorweg: Es ging ab!
Der erste Abend
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Der zweite Abend
Nee Spaß, ich kann mich noch an die erste Nacht erinnern. Es war Freitag, der 28. Oktober diesen Jahres. Wir hatten uns als große Gruppe verabredet. Es waren einige aus dem sharehouse und auch ein paar von meinen neuen Mitbewohnern mit von der Partie. Selbstverständlich konnte sich eine derart große Gruppe nicht lange halten und schon bald teilte sie sich in Splittergruppen auf. Trotzdem schafften wir es irgendwie, uns immer mal wieder neu zu formieren und durchzumischen, bevor wir uns aufs Neue aufspalteten. Von draußen rumsitzen über drinnen rumsitzen bishin zu draußen rumgehen waren sämtliche Aktivitäten vertreten, stets begleitet von einer guten, aber verantwortungsvollen Menge Alkohol. Eigentlich hatte die Stadt das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit an diesen Tagen verboten, um Vandalismus vorzubeugen. In den belebten Straßen boten die Geschäfte nichtmals alkoholische Getränke an. Doch wenn man etwas abseits suchte, wurde man fündig. Von den vielen Polizeibeamten wurde der Konsum auch nicht allzu streng kontrolliert. Man wurde höchstens höflich auf das Verbot hingewiesen und darum gebeten, das offene Getränk zu entsorgen, also ist man einfach ein paar Schritte weiter gegangen, um dort das Behältnis in den Rachen zu entleeren. Viel dringlicher wurde darauf geachtet, dass sich kein Stau bildete, was angesichts der unglaublichen Menschendichte (wobei, am ersten Tag war es eigentlich noch völlig human) durchaus eine gute Idee war, besonders wenn man bedenkt, dass in Südkorea an Halloween 151 Menschen in engen Gassen erdrückt worden sind. Von daher konnten wir in Japan froh darüber sein, dass jeder, der im Weg stehen blieb, direkt 「立ち止まらないでください!」zu hören bekommen hat. Also echt, was ist daran bitte so schwer zu verstehen?

Die Leute aus dem sharehouse sind im Laufe der Nacht nach Hause gefahren, und meine Mitbewohner und ich machten uns morgens ebenfalls auf den Heimweg. Gegen 7 Uhr waren wir daheim und unterhielten uns noch eine Weile, womit wir höchstwahrscheinlich die anderen Bewohner aufgeweckt haben, aber das war uns in dem Moment egal. Fazit: Es war eine lange, lustige Nacht! So gut, dass wir uns vorgenommen hatten, am nächsten Abend noch einmal nach Shibuya zu fahren!


Der zweite Abend (Dieses Mal wirklich)
Wie zu erwarten war, habe ich den ganzen Tag geschlafen und war immer noch leicht alkoholisiert. Während die anderen gegen halb 10 Uhr abends losgegangen sind, hatte ich mich dazu entschlossen, mich noch ein wenig auszuruhen. Irgendwann gegen Mitternacht bin ich dann auch los, um den letzten Zug nicht zu verpassen. Die Mitbewohner aus dem airbnb sind in irgendwelche Clubs gegangen, also hatte ich mich den Leuten aus dem sharehouse angeschlossen, da ich es etwas ruhiger angehen wollte. Als wir draußen auf einer Treppe saßen, kam ein lustiger, sehr lebhafter, verrückter Opa an uns vorbei und hat kurz mit uns geredet. Dann hat er gesagt, falls wir was zu Trinken haben wollten, sollten wir ihm folgen. Einigen von uns erschien das ein bisschen suspekt (der Opa kam wirklich verrückt rüber), der Rest ist mit ihm gegangen und war für immer verloren… Bis wir sie ein paar Stunden später wiedergetroffen haben. Sie hatten ein paar neue Leute im Gepäck, hauptsächlich Japaner, mit denen man sich gut unterhalten und viel lachen konnte. Auch ohne Alkohol war dies also ebenfalls ein sehr gelungener Abend!
Der dritte Abend
Dass ich nur wenig getrunken hatte, hatte mich nicht davon abgehalten, bis nachmittags zu schlafen, schließlich bin ich lange wach gewesen. Kaum war ich aufgewacht, schrieb R2 mir und scheuchte mich aus dem Haus, damit wir uns in Akihabara treffen würden. Dort angekommen, ist ihm kurze Zeit später eingefallen, dass er nochmal nach Hause muss, bevor es abends wieder nach Shibuya geht. Also war ich den Rest des Tages allein unterwegs. Macht aber nix, vielmehr fand ich es lustig, dass R2 mich erst gehetzt hatte, um dann zu verschwinden.

Sobald mir langweilig wurde, machte ich mich auf den Weg nach Shibuya und erkundete dort die etwas unbelebtere Gegend, während ich auf die Anderen wartete. Ich fand es irgendwie schön dort, aber macht euch selbst ein Bild.




Irgendwann bin ich schließlich allein dorthin gegangen, wo sich die Menschenmassen tummelten. Es war voller, als davor die Male. Vielleicht lag dies daran, dass ich zu einer früheren Uhrzeit (ca. 21 Uhr) als sonst dort war, vielleicht aber auch nicht. Nach einigen Minuten extrem langsamen Watschelns fiel mir auf, dass ich an jenem Tag gar keine Lust auf so viele Menschen hatte, also entschloss ich mich dazu, heimzufahren.
Der vierte, ja vierte, Abend
Da Halloween dieses Jahr auf einen Montag fiel, wurde einfach an 4 Tagen gefeiert. Keine Ahnung, ob das sonst auch so ist. Eigentlich hatte ich gar keine Lust mehr, wurde dann aber von den sharehousies doch noch überredet. Also unterbrach ich meine abendliche Solo-Erkundungstour und machte mich zu später Stunde auf den Weg nach Shibuya. Dort angekommen fand ich R2 kotzend auf dem Boden liegend vor (erinnerte mich an meine Jugend) und wir verbrachten die Nacht damit, auf ihn aufzupassen. Es war kein schöner Anblick, aber brachte uns mit vielen Passanten ins Gespräch. Paparazzi haben wir allerdings versucht, möglichst zu blockieren. Heute war der Anteil an verkleideten Leuten am höchsten und generell herrschte wahnsinnig gute Stimmung! Mein roomie lief auch zufällig an uns vorbei und fragte mich, ob ich mit in einen Club gehen möchte. Clubs sind hier für Männer allerdings relativ teuer und zudem war ich mit meinem schäbigen T-Shirt nicht angemessen gekleidet. Stattdessen blieb ich also weiter beim Rest und wir versorgten R2 mit Wasser, feuchten Tüchern und Snacks, die sein Magen jedoch nach kurzer Bedenkzeit schließlich ablehnte. Naja, einen Versuch war es wert. Sein Zustand hielt so lange an, dass wir sogar einen Krankenwagen riefen. Aufregend! Dies war deshalb möglich, weil wir ein paar Japaner dabei hatten. Allerdings erklärten uns die Sanitäter, dass es Erstens teuer werden würde, ihn ins Krankenhaus zu bringen, und Zweitens jemand von uns mitkommen müsste. Niemand wollte sich aufopfern und außerdem war R2 inzwischen wieder in der Lage, aufzustehen und zu sprechen. Also entschieden wir uns letztenendes doch dagegen, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Stattdessen half uns ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Einheimischer, R2 zum Schlafen in ein Love Hotel zu bringen. Der Weg dorthin war nicht weit, aufgrund von R2s Zustand jedoch trotzdem lang und beschwerlich. In der dortigen Gasse ging allerdings die fetteste Party ab, hatte ich das Gefühl. Nachdem wir den Prozess über die Bühne gebracht hatten, war es schon halb 4 und ich fand mich damit ab, in jener Nacht nicht mehr großartig feiern zu können. War halb so wild, immerhin hatte ich anfangs sowieso keine Lust und außerdem blieb mir so ein weiterer Kater erspart. Ein geiler Abend ist zwar was anderes, aber es hat trotzdem Spaß gemacht, da die Stimmung einfach bombe war.
Halloween in Shibuya erinnerte mich ein wenig an Karneval in Deutschland, bloß auf engerem Raum, weniger asozial, ohne Glitzer und mit besserer (bzw. auf offener Straße fast gar keiner) Musik. Also tausend mal besser! Darüber hinaus wurden die letzten Reste Jugend in mir geweckt, da ich hauptsächlich mit Jüngeren mithalten musste. Ein belebendes Gefühl! Nach 4 Nächten in Shibuya ist mein Schlafrhythmus jetzt aber leider komplett hinüber. Schon wieder…