こんにちは、外人たち!Ach, sorry, ich hab mich hier schon so gut eingelebt in Tokyo, – oder wie die locals sagen: 東京 – dass ik meine doitsch habe ganz vergessen! Es geht so schnell…
Die Leute
Also nochmal von vorn: Konnichiwa, ihr Ausländer! Ich habe die erste Woche überstanden und erstatte hiermit Bericht an euch auf dem Heimatplaneten. In der Tat, ich musste bzw. muss mich natürlich immer noch akklimatisieren. So viele Eindrücke, so viel Veränderung auf einmal, das braucht seine Zeit und fällt mir ehrlich gesagt nicht besonders leicht. Ich bin ganz ohne Freunde und Familie in einem Land, dessen Sprache ich nicht mal beherrsche. Hinzu kommt, dass sowohl die Einhemischen, als auch die anderen sharehouse-Bewohner größtenteils abweisend wirken, sodass ich mich die ersten Tage sehr unwillkommen gefühlt habe und am liebsten wieder nach Hause geflogen wäre. Besonders die verschlossene Art der Hausbewohner hat mich sehr überrascht. Ich dachte, die sind doch in einer ähnlichen Situation, die haben doch auch etwas davon, sich zu connecten! Aber fast sämtliche Kommunikationsversuche meinerseits scheiterten, obwohl die meisten sogar dieselbe Sprache sprachen (deutsch). Einzig und allein mein roommate (Grüße an dieser Stelle!) wollte etwas mit mir zu tun haben und hat mir den Einstieg in das Leben hier erleichtert. Er hat mir ein gutes Sushi-Restaurant um die Ecke gezeigt und ein Mal sind wir kurz durch Shinjuku gegangen. Danke!


Ich mache den anderen ja gar keinen Vorwurf: Da sie schon vorher da waren, hatten sie schon ihre Grüppchen und außerdem ist es ziemlich anstrengend, alle paar Tage neue Leute kennenzulernen, deshalb kann ich das schon verstehen. Ich hatte halt einfach Pech gehabt 😀 Eigenartig fand ich nur diejenigen, mit denen ich mich an einem Abend gut unterhalten habe und die mich am nächsten Tag plötzlich komplett ignoriert haben, wenn ich im Vorbeigehen Hallo gesagt habe. Spätestens dann wusste ich, dass es wahrscheinlich nicht an mir gelegen hat. Am fünften Tag nach meiner Ankunft ging es zusammen als Gruppe zur Stadtverwaltung oder so, um den Wohnsitz anzumelden und die (verpflichtende) nationale Krankenversicherung abzuschließen. Im Zuge dessen konnte ich zwei andere Neuankömmlinge kennenlernen (Grüße an dieser Stelle!), die bei ihrer Ankunft ebenso herzlich von den übrigen Bewohnern empfangen wurden und davon genauso überrascht waren wie ich. Wir gingen zusammen auf Erkundungstour und waren auch schon gemeinsam bouldern. Eines Abends gingen wir mit drei offenherzigen Norwegern etwas trinken. Zwei davon sind allerdings am nächsten Tag wieder abgefahren, leider. Was mit dem dritten ist, habe ich vergessen.
Die Location
Durch ein Missverständnis hatte ich bis kurz vor Abreise geglaubt, die Unterkunft sicher zu haben. Dies war jedoch nicht der Fall, weshalb ich letztenendes nur eine Woche dort bleiben konnte und für die Zeit danach eine andere Bleibe suchen musste. Daher ist mein Eindruck möglicherweise nicht ganz ausgereift, aber das ist ja vollkommen egal! Die Lage war nicht schlecht, man konnte alle Geschäfte für den täglichen Bedarf fußläufig erreichen. Der Bahnhof war zwar 10-15 Gehminuten entfernt. Da ich aber in der einen Woche sowieso nicht allzu oft dorthin latschen musste, hat mich das kaum gestört. Falls es einem doch zu weit war, konnte man sich zum Spottpreis ein Fahrrad leihen, allerdings dann für eine ganze Woche, weshalb ich davon abgelassen habe. Ansonsten gab es in relativer Nähe einen konbini (jap. für convenience store, Späti, Kiosk, …) – die hier in der Gegend übrigens viel besser aufgestellt und trotzdem nicht ganz so teuer sind, wie in Deutschland – diverse Supermärkte und Fresslokale, sowie den von mir persönlich am häufigsten besuchten Ort, die Mall. Ich bin fast jeden Tag dort gewesen, um entweder was zu essen oder sonstige Utensilien zu beschaffen. In der langen Zeit, die ich dort verbracht habe, um die simpelsten Dinge ausfindig zu machen, ist mir die Mall ein bisschen ans Herz gewachsen, deshalb tat es mir schon etwas weh, sie zurücklassen zu müssen :'(

Das sharehouse selbst war ungefähr so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Kein Luxushotel, aber gut genug. Großer Aufenthaltsraum mit Tischen, Couch, Fernseher (wow!) und Küche. Letztere sah minimal versifft aus, weil manche Leute einfach nicht hinter sich sauber machen wollten. Hat mich aber nicht gejuckt, ich habe sie sowieso kein einziges Mal benutzt. Die Staubsauger im Haus hatten auch kaum Saugkraft, was auf Dauer vielleicht zum Problem geworden wäre, aber mich für diesen Zeitraum nicht betroffen hat. Notfalls hätte man halt sein Zimmer kehren müssen. Das einzige, das mich wirklich gestört hat, war das unbequeme Bett. Dazu kam dann noch der Jetlag, sodass ich einfach permanent im Eimer war. Die Zimmer waren nicht alle gleich ausgestattet, aber meins war gut, denn es hatte zwei Schreibtische und einen Balkon und somit genug Platz, um Kram abzustellen. Außerdem, wenn ich so darüber nachdenke, war glaube ich kein einziges Zimmer direkt neben den Toiletten oder Duschen. Die Fenster waren zwar nur halbwegs schalldicht, die Wände aber dafür sehr. Und es gab ein Dach zum Wäsche aufhängen und Aussicht genießen. Alles in allem hätte ich ein paar mehr Wochen dort durchaus ausgehalten, besonders da ich dort jetzt schon ein paar Nasen kannte.

Tokyo selbst habe ich mir (abgesehen von dem Kurztrip nach Shinjuku) komplett anders vorgestellt, was – wie sich später herausstellte – daran lag, dass ich mich gar nicht in Tokyo befand! Das sharehouse lag nicht in der Stadt Tokyo, sondern in Saitama! Das gehört lediglich zur Präfektur Tokyo (vergleichbar mit einem Landkreis, glaube ich) (NACHTRAG: Diese Info hat sich als falsch herausgestellt! Saitama ist eine eigene Präfektur!). Ist also eher eine reine Wohngegend gewesen. Allerdings gibt es auch hier an JEDER Ecke einen Getränkeautomaten, egal wo man hinschaut! Dafür aber praktisch nirgends auf den Straßen Mülleimer. Man muss seinen Müll also nach Hause nehmen und dort entsorgen. So diszipliniert, wie die Japaner sind, machen das sogar alle.


Grob zusammengefasst gab es ein paar Hochs und Tiefs. Ich bin froh, dass ich endlich in Japan bin, aber mein Japanisch ist grottig und ich muss noch ein paar mehr Leute kennenlernen. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass sich mit genug Zeit die anfänglichen Schwierigkeiten zu ganz alltäglichen Schwierigkeiten entwickeln werden. Also dann, bis bald!