Liebe Freunde, liebe Familie,
Lange musstet ihr auf eine Fortsetzung meines Blogs warten, aber jetzt geht es Schlag auf Schlag! Es gab einen weiteren Ausflug mit Bolek und Lolek sowie mit Golfried. Dieses Mal waren wir in Hakone; das liegt südwestlich von Tokyo in der Präfektur Kanagawa.

Am Bahnhof angekommen, strahlte uns die Sonne ins Gesicht, während wir auf den Bus warteten. Bolek hatte uns eine Art Sightseeing-Tour durch Hakone zusammengestellt. Die Fahrtkosten waren allesamt im superpraktischen Hakone-Free-Pass enthalten. Unser Ziel war der Gipfel eines Berges. Nach kurzer Wartezeit ging die Busfahrt auch schon los, die schon ein Erlebnis für sich darstellte. Die Straße war schief und sehr eng, führte durch Dörfer und Berge, mit Serpentinen und allem, was sonst noch so dazugehört. Trotz der engen Kurven kam der Busfahrer nicht auf die Idee, auch nur einen km/h langsamer zu werden, weshalb seine Fahrgäste Kräften von bis zu 8G ausgesetzt waren. Vielleicht war die Fahrt ja Teil eines Astronautentrainings oder so. Zwischen dem Tag in Hakone und dem Verfassen dieses Beitrags ist mittlerweile so viel Zeit vergangen, dass die ersten von ihnen ihre Ausbildung bestimmt schon abgeschlossen haben. Drei von ihnen sind inzwischen auf dem Mond gewesen, jedoch ist nur einer lebend wieder zurückgekehrt. Seine Kollegin ist unterwegs verloren gegangen und hinterlässt einen Ehepartner und einen Hund. Der dritte im Bunde hat auf der Heimreise zur Erde die Haltestelle verpasst und ist weitergefahren. Er wurde danach nie wieder gesehen. Den beiden zu Ehren wurden auf dem Mond ein Denkmal errichtet und ein Nationalfeiertag eingeführt.
Oder aber es war gar kein Astronautentraining, sondern es befand sich – wie bei „Speed“ mit Keanu Reeves – eine Bombe im Bus und der Busfahrer durfte nicht unterhalb einer bestimmten Geschwindigkeit fahren. Bushaltestellen ausgenommen, versteht sich. Der lebhafte, freundliche Opa, mit dem wir uns während der Fahrt unterhalten haben, sollte schließlich noch aussteigen dürfen, ohne dass der Bus in die Luft geht.


Der Bus brachte uns zu einem See und parkte dort, ohne zu explodieren. Also doch Astronautentraining. Den See mussten wir per Piratenschiff überqueren, doch wir entschieden uns, erst die nächste Tour zu nehmen, damit wir vorher noch ein Bisschen umherstreunen konnten. Wir gingen zu dem roten Tor da. Zur gleichen Zeit fand auf dem See ein Speedboat-Rennen statt. Auf dem Weg zum Tor hätte man die Motorengeräusche der Boote doch glatt für das Summen der Bienen halten können, wenn sie nicht so ÜBERTRIEBEN LAUT GEWESEN WÄREN VERDAMMT!!

Auf dem Rückweg zur Anlegestelle bemerkten wir mittendrin, dass das Schiff schon bald wieder anlegen würde. Um die nächste Tour nicht zu verpassen, mussten wir laufen (ah siehste, den Wandertag hätte ich doch in den Sport-Eintrag packen können). Da draußen auf hoher See war es trotz des schönen Wetters einigermaßen frisch. Das Bootsrennen war zu dem Zeitpunkt übrigens vorbei, sodass wir die Überfahrt voll und ganz genießen konnten.

Vom Schiff aus ging es fast schon nahtlos in die Seilbahn über. Diese sollte uns rauf auf den Berggipfel bringen. Vorher war aber Schlangestehen angesagt. Irgendwann gelangten wir in die Gondel und durften insgesamt eine Viertelstunde darin verbringen. Auf dem Weg nach oben konnte man Schwefelgase an mehreren Stellen des Berges aufsteigen sehen und riechen. Auch der gute alte Fuji sagte aus der Ferne kurz hallo, bevor er unsere Gesichter erblickte und es sich dann doch wieder anders überlegte.


Endlich war es so weit. Wir waren am Gipfel angekommen. Erst schauten wir uns im Souvenirshop um, bis es schließlich nach draußen ging. Wegen des Schwefelgeruchs roch es überall nach Schwefel. Das Gestein des Berges hat sich an den entsprechenden Stellen verfärbt. War schon irgendwie eine coole Atmosphäre da oben.



Nach einer Weile ging es dann wieder bergab, dieses Mal mit der Bergbahn. Unten angekommen, stiegen wir in einen Zug um, dessen Streckenverlauf ungewohnt zickzackförmig war. Also, erst hat er einen Bahnhof angefahren, ist rückwärts zu einem anderen gefahren, dann wieder vorwärts zum nächsten usw. Hierzu habe ich leider kein Live-Tracking der Strecke. Jedenfalls war es ein Tag voller Verkehrsmittel, was zwar für die meisten etwas langweilig klingen mag, aber durch die gute Gesellschaft ein echtes Highlight war! Und ich war wirklich froh, nicht alle Transportmittel einzeln bezahlen zu müssen. Welch ein Glück, dass es den Hakone-Free-PassTM gibt! Am Bahnhof in Hakone angekommen, spazierten wir noch ein wenig den Fluss entlang. Von der Brücke aus sahen wir, wie uns ein paar Japanerinnen vom Flussufer aus zuwinkten. Aber was, wenn das irgendwelche übernatürlichen Kreaturen waren (sog. youkai)? Iso onna, hashihime, hamaguri nyoubou oder gar baishunfu? Das Risiko wollten wir nicht eingehen.
Für den Heimweg mussten wir noch ein letztes Mal den Zug nehmen. Bzw. zwei letzte Male den Zug nehmen. Bzw. ich zumindest, die anderen mussten in Shinjuku noch ein weiteres Mal umsteigen. Naja. Jedenfalls waren wir beim ersten Umstieg unsicher, ob es der richtige Zug war und mussten uns schnell entscheiden, da dieser im Begriff war, seine Türen zu schließen. Als wir schnell in den Zug liefen und sich die Türen hinter uns schlossen, bemerkten wir, dass Lolek das irgendwie nicht mitbekommen hat. Er musste also den nächsten Zug nehmen, was im Endeffekt sogar besser für ihn war, da sein Zug der Express-Zug war und damit deutlich früher als unserer ankam. Nur halt eben woanders (nee Spaß).
Obwohl wir kaum gelatscht sind, war es ein erschöpfender, aber gelungener Ausflug!
Nachtrag: Ach stimmt, ganz vergessen! Wir sind vor der Heimfahrt nicht nur am Fluss entlang, sondern auch zu einem Tempel gegangen, sind also doch noch ein gutes Stück zu Fuß gegangen! und Golfried und ich haben später in Shinjuku noch die Weihnachtsbeleuchtung ausgecheckt und waren im 500-Yen-Pizza-Laden (die Pizzen dort sind echt lecker). Ich weiß noch, wie platt ich am Ende des Tages war, oh Mann.