Hey Leute, ich war mal wieder drüben und deshalb gibt es auch wieder einen neuen Eintrag in das vorliegende, netzbasierte Logbuch. Leider war es wieder ein viel zu kurzer Aufenthalt, daher gibt es nicht viel, über das ich sprechen könnte.
Gerne wäre ich direkt am Anfang meines Urlaubs rüber- und erst am Ende meines Urlaubs zurückgeflogen, aber wie das halt so ist, wenn man Geld sparen will, muss man sich nach anderen Faktoren richten, und so wurde es eben ein späterer bzw. früherer Zeitpunkt, womit mir nur grob eine Woche vor Ort geblieben ist. Hinzu kam noch, dass Yoko nun wieder einen Job hat und ich deshalb viel Zeit alleine verbracht habe.
Doch fangen wir beim etwas holprigen Start an: Zuerst war es schwierig, einen passenden Flug zu finden, sodass ich mich mit „nur“ Premium Economy zufriedengeben musste, dann gab es ein paar kleinere technische Probleme beim Online-Check-in, ich hatte einen Mittelsitz, der Typ links neben mir hat permanent seine Rotze in der Nase hochgezogen, der Typ vor mir hatte BIS ZUR LETZTEN MINUTE seine Rückenlehne nach hinten gehabt (zum Glück ist die Preco etwas geräumiger als die Economy), bei so vielen Leuten lassen sich gewisse Gerüche nicht vermeiden und die Flugbegleiterinnen auf meiner Seite waren irgendwie nicht so gut gelaunt. Nach dem Flug musste ich wie immer eeewig auf meinen Koffer warten, verpasste deshalb knapp den Bus und musste eine Stunde auf den nächsten warten. Die erste Nacht in Tokyo nahm ein frühes Ende, als nachts um VIER UHR MORGENS der Baustellenlärm anfing! VIER UHR!!! Ich glaub ich spinne!
Aber hey, wir sind nicht hier, um über das Leben zu klagen. Wir möchten unseren inneren Frieden finden und unsere Zeit auf diesem wundervollen Planeten genießen. Jeder noch so kleine Glücksmoment ist wie ein Geschenk, das etwas Wertschätzung verdient hat. Deshalb konzentriere ich mich nun auf die positiven Dinge: Immerhin konnte ich mit meinem rechten Sitznachbarn im Flugzeug ein paar Witze machen. Die übrigen Passagiere, die man so getroffen hat an der Warteschlange vor dem Klo, wirkten ebenfalls freundlich. Ich konnte wenigstens ein Bisschen Schlaf abkriegen. Mein selbst ausgewähltes Entertainment-Programm bestand aus Meet the Fockers, Die Vermessung der Welt und dem Dummschwätzer, was alles nicht das Beste vom Besten ist, aber ganz gut die Zeit totgeschlagen hat. Außerdem habe ich mir zum x-ten Mal das Debüt-Album von Sinister Cult reingezogen. Dieses wiederum ist der Oberhammer und jeder sollte es mal gehört haben (s. ganz unten).
Der Tag der Landung bestand – wie immer – aus Essen und Schlafen. Gemäß alter japanischer Tradition frühstückten Yoko und ich am nächsten Morgen im Mr. Donut und dann musste sie auch schon los zur Arbeit. Ich wollte eigentlich kurz danach ins Café und schreiberisch tätig werden, aber da moderne Technologie immer mehr zur Geißel der Menschheit wird und der Akku von meinem Laptop aus irgendwelchen verfickten Gründen nicht geladen wurde, verbrachte ich noch eine Weile damit, mir auf Instagram irgendeine verblödende Scheiße anzugucken, bevor ich mit ausreichend Akku losmarschiert bin. In den meisten Cafés hier gibt es nämlich keine Steckdosen.

Wochenende
Am Wochenende konnten wir dann endlich was Gescheites zusammen unternehmen. Samstag war unser Wellness-Tag. Wir haben vergleichsweise lange geschlafen, bevor wir den Tag mit einem Mittagessen begannen (ich bestellte mir eine leckere Soborodon-Schüssel) und anschließend nach Ikebukuro zur Massage gingen. Ich möchte nicht übertreiben, aber die Massage war womöglich sogar die beste, die ich je hatte (und das sogar ohne Happy End)! Selbst Kopf und Kiefer wurden massiert, die Füße so komisch lockergeschüttelt und natürlich ganz normal Rücken, Arme, Hände, Po, Beine. Danach gingen Yoko und ich ein wenig Yu-Gi-Oh shoppen, wobei ich mir dieses Mal nur eine einzige, günstige Karte gekauft habe. Anschließend gingen wir in unser Lieblings-Spa, wo wir unter anderem zu Abend aßen, begleitet von Bier mit Blutorangensaft als Halloween-Special. Übrigens gab es am Empfang so eine Art durchsichtigen Bildschirm, voll cool. Später auf dem Heimweg gönnten wir uns ein Eis zwischen zwei Butterkeksen, saulecker!
Sonntag stand ganz im Zeichen guter (und sehr lauter) Musik. Wir gingen ins Kino, Prinzessin Mononoke in (fake) IMAX gucken. Da dies eine relativ spontane Idee gewesen war, standen uns nur noch absolute Wurstplätze in der zweiten Reihe, relativ am Rand, zur Verfügung. Noch schnell einen Hot Dog reingestopft, ging es bald schon los. Auch wenn ich den Inhalt und den (extrem guten) Soundtrack bereits kannte, hatte Letzterer bei der Lautstärke nochmal eine ganz andere Intensität, sodass ich regelrecht Tränen in den Ohren hatte. Im Ernst, es war krass laut und ich musste zum Schutz meine Kapuze aufziehen. Egal, war trotzdem geil. Während des Films fing es plötzlich an zu wackeln und ich dachte „cool, 4D-Kinoerlebnis,“ es handelte sich dann aber doch nur um ein Erdbeben. Langweilig. Film war trotzdem gut.
Nach dem Mittagessen (Soba inkl. leckerem Soba-Tee) und einem Mittagsschläfchen machten wir uns auf den Weg nach Shimokitazawa, einem Stadtteil, der mir bisher völlig unbekannt geblieben war, jedoch insbesondere bei Ausländern ziemlich populär zu sein scheint. Meinem ersten Eindruck nach scheint es tatsächlich ein cooles Viertel zum Ausgehen zu sein. Yoko und ich gingen dorthin für ein kleines Konzert der 64-Band. Ich entdeckte die nach dem Nintendo 64 benannte Gruppe vor nicht allzu langer Zeit auf Instagram und wie es der Zufall so wollte, fiel das Konzert genau in meinen Urlaub! 😁 Sie machen ziemlich gute Jazz-Covers von Stücken aus Nintendo-Spielen, allerdings sind an dem Abend sehr viele Gastmusiker nacheinander aufgetreten (nicht ohne Grund nannten sie es „Jam-Session,“ es waren sogar deutlich mehr Musiker anwesend, als gewöhnliche Gäste), daher wurden hauptsächlich bekanntere Lieder gespielt, z.B. von Stevie Wonder – bzw. wie Yoko ihn einmal genannt hat, ‚Speedy Wonder‘. Als wäre er ein Rennpferd oder so. Die Sänger/innen, die bei manchen Liedern mit von der Partie gewesen waren, waren so lala, aber die Instrumentalisten, die hatten es echt drauf! Es war ein Abend voller wirklich guter Musik und mein großes Highlight diesen Urlaub. Gerne wären wir noch länger in der viel zu kleinen Musikbar geblieben, aber da Yoko am nächsten Morgen arbeiten musste, machten wir uns unmittelbar nach dem Konzert auf den Heimweg.
Die Jungs sind nicht auf Spotify aber sucht gerne mal auf Youtube nach „64 band“
Schlusswort
Die übrigen Tage verliefen relativ ereignislos: Hier und da bisschen Laptop, stadtbummeln, essen, schlafen, puzzeln. Eines Abends gingen wir zum Karaoke, wo wir ursprünglich nur zwei Stunden gebucht hatten, aber es machte so viel Spaß, dass wir noch eine dritte Stunde dranhingen. Als wir dann auschecken wollten, wies uns der freundliche Kassierer darauf hin, dass es um die Uhrzeit preislich keinen Unterschied machen würde, falls wir ein weiteres Mal verlängern wollen würden. Also taten wir genau das, obwohl ich schon gar keine Stimme mehr hatte und die kleine Yoko eigentlich ins Bett musste.
Am nächsten Abend gingen wir nochmal hin, diesmal hingegen nur für 90 Minuten. Mittendrin bekam ich eine Erleuchtung zu Bon Jovi’s „It’s My Life“: Nachdem wir kurz vorher ‚My Way‘ von Frank Sinatra gesungen hatten, wurde mir klar, dass mit der Zeile „Like Frankie said, I did it my way“ DER Frankie gemeint ist. Nach all den Jahren habe ich es endlich begriffen! Aber keine Ahnung, wer Tommy und Gina sein sollen, who never backed down.
Naja und dann war der Urlaub auch schon wieder rum. Ursprünglich hatte ich geplant, diverse Orte einfach aus Nostalgie noch einmal aufzusuchen (z.B. Warabi, aber das wäre ohne Golfinson Crusoe eh nicht dasselbe gewesen), habe es dann aber doch sein gelassen. Das Wetter war diesmal – bis auf die letzten zwei Tage – auch nicht so bombe, sonst hätte ich vielleicht mehr Motivation gehabt :/ Die Tage gingen viel zu schnell rum und ehe ichs mich versehen hatte, war keine Zeit mehr, um mich noch mit Daihatsu oder der Enoshima-Deutschen zu treffen. ABER! Neunmal dürft ihr raten, wer zufällig auch mal wieder in Japan war… Die Bonnerin! Sie landete am Abend vor meiner Abreise und ihre Unterkunft war nicht weit vom Flughafen entfernt, sodass wir uns am nächsten Morgen einfach im Terminal getroffen haben, um bei leckerem Essen und Kaffee ein Bisschen zu quatschen. War wie immer ein grandioser Zufall, dass wir schon wieder zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren!

Der Rückflug war besser als der Hinflug. Ich saß erneut in der Premium Economy, dieses Mal jedoch am Gang, sodass ich jederzeit easy aufstehen konnte. Meine Sitznachbarin war sehr nett und wies mich später auf die Polarlichter hin, die selbst mit bloßem Auge sehr gut zu sehen waren. Außerdem habe ich wieder etwas schlafen können. Die Flugbegleitenden waren sehr herzlich und haben mir Champagner gebracht, den ich eigentlich gar nicht wollte, aus Höflichkeit aber doch getrunken habe. Dieses Mal habe ich mir ‚Der Unglaubliche Burt Wonderstone‘ und ein Konzert von Santana reingezogen, war beides gut! Das einzig Negative, was ich über den Flug sagen kann, ist dass hin und wieder dann doch ein Schwall Toilettengerüche herwehten. Nach der Landung kam sogar mein Koffer relativ früh auf dem Gepäckband! Alles in allem war es ein sehr schöner Urlaub. Er dauerte zwar viel zu kurz, aber das Fernweh war einfach zu groß gewesen, als dass ich hätte darauf verzichten können.
Und bei euch so?
