Willkommen zurück zu meinem Blog. Heute befassen wir uns mit dem abschließenden Kapitel der „Travel with friends“-Reihe. Es ist wieder eine recht ordentliche Lektüre geworden, also schnallt euch an, packt ein Bisschen Proviant ein und vielleicht noch was zu lesen– nee warte, das macht keinen Sinn. Was ich sagen will ist: Langer Eintrag. Vielleicht sollte ich den Blog als Hörbuch rausbringen? Was haltet ihr davon? Schreibt’s in die Kommentare! Und nun viel Spaß beim Lesen!
Endlich wieder raus aus Tokyo! Der Flug nach Shikoku ging keine zwei Stunden und wir sind in der Stadt Takamatsu gelandet. Takamatsu befindet sich in der Präfektur Kagawa (ehemals Sanuki) und ist die nördlichste Stadt auf Shikoku. Takamatsu bitte nicht verwechseln mit dem nahe an Otsu gelegenen Takashima, welches wiederum nicht zu verwechseln ist mit Tokushima, das doch wiederum auf Shikoku liegt.
Unser Plan sah folgendermaßen aus: Mietwagen mieten, ein paar Tage in/um Takamatsu erkunden, dann Road Trip Richtung Süden nach Kochi in der Präfektur Kochi (anderes Kochi als das in der Präfektur Hiroshima!), nach ein paar Tagen wieder Road Trip zurück nach Takashim– ach verdammt ich meine Takamatsu, Auto abgeben, mit dem Zug aufs „Festland“ nach Okayama (nicht mehr Shikoku) und schließlich goodbye sagen.

Takamatsu
Am ersten Tag nach unserer Ankunft wollten wir auf irgendsoeinen Berg fahren und dort ein Bisschen spazieren. Ja richtig, fahren. Mit dem Auto. In Japan herrscht Linksverkehr, deshalb habe ich es so lange wie möglich aufgeschoben, in diesem Land Auto zu fahren. Ach was, ich hatte ursprünglich sogar meinen Führerschein zu Hause gelassen, weil ich mir das sowieso nicht zugetraut hatte. Erst nach einem halben Jahr bat ich meinen Paps darum, mir den Lappen zuzuschicken, nur für den Fall der Fälle. Man darf in Japan mit einem deutschen Führerschein fahren, vorausgesetzt man lässt diesen offiziell übersetzen. Das geht ganz bequem online und kostet ca. 25 Euro. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, die richtige Webseite zu finden, denn man wurde ständig im Kreis geleitet. Irgendwann habe ich es aber doch geschafft. Der Übersetzungsvorgang kann für gewöhnlich bis zu zwei Wochen dauern, was eigentlich zu lange war, denn ich hatte es erst beantragt, als der Urlaub in Tokyo schon in vollem Gange war. Doch ich hatte in Erinnerung, dass es bei der Bonnerin damals nur 3 Tage gedauert hat (was falsch ist, es dauerte bei ihr eine Woche). Und tatsächlich hat es nur 3 Tage gedauert, sodass ich die Übersetzung rechtzeitig vor unserer Reise nach Shikoku ganz bequem in einem beliebigen 7-eleven ausdrucken konnte.
Die erste Fahrt verlief beinahe katastrophal… Ein Mal kurz auf die Gegenfahrbahn, eine rote Ampel übersehen und in einer engen Gasse ganze fünf Minuten rumrangieren müssen, um den Gegenverkehr durchzulassen. Was Schlimmes ist aber nicht passiert, also kann man von einem vollen Erfolg sprechen. Das Fahren fiel mir von Tag zu Tag leichter, auch wenn es natürlich ein paar Dinge gibt, an die ich mich innerhalb der kurzen Zeit nicht gewöhnen konnte. Die Ampeln stehen immer auf der gegenüberliegenden Seite, was an sich eigentlich viel mehr Sinn macht, da es einem den Blick auf das Signal erleichtert, allerdings muss man als Ungeübter dafür jedes Mal darauf achten, nicht zu weit vorne zu halten. An vielen Stellen gibt es keine Vorfahrtsschilder, und so eine Regel wie „Links vor Rechts“ scheint es dort auch nicht zu geben. Bis heute bin ich mir nicht sicher, was für eine Vorfahrtsregel in einem solchen Fall gilt, aber ich gehe einfach von „dickere Straße hat Vorfahrt“ aus. Natürlich bin ich trotzdem immer an jeder Einmündung vorsichtig vorbeigefahren.
Schlimmer als der Verkehr war allerdings das Auto. Und damit meine ich nicht die Tatsache, dass ich immer die Scheibenwischer anstelle des Blinkers betätigt habe, sondern die bestimmt 40 verschiedenen Piepgeräusche für jeden möglichen Scheiß, die einem vermutlich beim Fahren assistieren sollen, letztenendes aber nur ablenken, weil man sich ständig fragt, was zum Teufel jetzt schon wieder los ist. Ein Beispiel: Ein mal herrschte Stau und das Auto piepte mich an, weil mein Vordermann losfuhr, ich jedoch erstmal stehen blieb. JA AUTO, da ist nunmal eine Einfahrt und die möchte ich nicht blockieren, kappiert?!?! Der Fahrer bin immer noch ich! Hast du schon jahrelange Erfahrung als Autofahrer oder ich? Also lass mich machen und pfusch mir nicht immer ins Handwerk! Verdammt nochmal… (Nach diesen Worten würde mich jede andere Beifahrerin komisch angucken, aber Thagini war das schon von mir gewohnt.) Ein anderes Mal ist ein LKW auf die Straße aufgefahren, in Gegenrichtung, und ragte dabei ein Bisschen über die Mittellinie. Beim Ausweichen spürte ich sehr deutlichen Widerstand vom Spurhalteassistenten. Was soll das?! Soll ich lieber gegen den LKW fahren als meine Spur zu verlassen? Vogel ey…
Aber ich greife schon wieder viel zu weit vor! Also zurück zum Berg: Erleichtert, dass wir lebendig am Ziel angekommen waren, parkten wir auf dem Parkplatz und machten uns auf den Weg. Eigentlich wollten wir uns Proviant im konbini kaufen, aber da war keiner 🙁 Gefrühstückt hatten wir auch nicht… Die Snackbuden hatten ausgerechnet dienstags zu (Kommentar Thagini: „Ist Dienstag Tag des Verhungerns oder wie?“). Ok, kann man nichts machen. Zum Glück hatte ich noch durch Zufall ein paar Calorie Mates in der Hosentasche, sodass wir doch nicht verhungern mussten. Oder zumindest ich nicht. Wir gingen den Rundweg entlang der tollen Aussicht, an einem Aquarium vorbei, machten ein Kaffeekränzchen im Wald, entdeckten eine verlassene Bergbahnstation sowie verlassene Arcade-Hallen, schauten uns in einem Souvenirshop um und passierten – oh Wunder – einen Schrein. Im Anschluss fuhren wir zurück ins Tal und suchten nach einem bestimmten Lokal – vergeblich, denn es hatte geschlossen. Anscheinend war Dienstag wirklich nationaler Tag des Verhungerns…
Nach so viel Text erstmal einen Batzen Bilder:







Am nächsten Tag sind wir glaube ich zu so einem Garten/Park/Wasauchimmer gefahren. Es war wie so oft superheiß und ich hatte meine Kappe vergessen, aber habe es überlebt.






Anschließend fuhren wir zu einem Badestrand. Das Wasser dort war sehr flach und pisswarm. Man musste erst ein ganzes Stückchen durch die endlose Pfütze waten, vorbei an Seesternen, Krabben und Quallen, bis man in ausreichend tiefes und kühles Wasser gelangte.



Roadtrip nach Kochi
Die paar Tage in Takamatsu waren um und so fuhren wir weiter nach Kochi, welches im Süden von Shikoku liegt. Wir vermieden Mautstraßen aus zwei Gründen: 1. Um Kosten zu sparen 2. Um etwas von der schönen Landschaft zu sehen und spontan irgendwo einen Zwischenhalt zu machen, wenn es uns dort gefiel. Und tatsächlich verlief es genau so, wie ich es mir erhofft hatte. Ich liebe es, wenn mein Plan aufgeht. Nicht nur war es schöner, die Landstraßen entlang zu fahren, sondern auch entdeckten wir bem Passieren von Yamashiro einen supergeilen Spot und sofort rief ich „da müssen wir hin!“ Es gab auch einen extra Parkplatz, den man schon von der Brücke aus sehen konnte und der leicht zu erreichen war.






Die Farbe des Wassers lud dazu ein, abzutauchen und ans andere Flussufer zu schwimmen, aber die Strömung sah mir ein Bisschen zu stark aus und ich wollte nicht einer dieser dummen Touristen sein, die die Regeln missachten und dann gerettet werden müssen. Also bin ich lediglich barfuß durch flache Stellen gestrampelt. Aus irgendeinem Grund hatte ich mir die Schuhe schon weit vorher ausgezogen, sodass ich mir die Füße am heißen Stein verbrannte. Fazit: Definitiv einer der schönsten Orte und bis heute eines meiner absouten Highlights!
Nach ca. 1 Stunde gingen wir wieder hinauf, aber nicht zum Auto, sondern daran vorbei in das kleine, ausgestorbene Dorf. Es gab ein paar kleine Geschäfte, in denen niemand anzutreffen war, einen winzigen, süßen Bahnhof und zum Glück Toiletten. Letztere fanden wir erst, nachdem wir die freundliche alte Dame im Kiosk danach fragten. Bei der Gelegenheit gönnten wir uns ne Cola, und bei Amaterasu ich schwör, selten hat eine kalte, frische Cola so gut getan wie in diesem Augenblick! Wenig später begaben wir uns dieses Mal zum Auto und vollzogen die Weiterfahrt nach Kochi.



Kochi
Das Hotel war dieses Mal etwas klein, aber immerhin hatten wir einen Parkplatz (in Takamatsu mussten wir unser Auto jedes Mal im Parkhaus abstellen). Kochi selbst ist irgendwie lame… Wir aßen einen überteuerten (aber leckeren) Burger in einer kaum besuchten Mall und später im Mr. Donut (oder war das in Takamatsu gewesen? Weiß nimmer…) Dort aßen wir Donuts, aber vorher gab es erstmal gebratenen Reis und einen Hot Dog. Letzterer war erstaunlich gut!

Wenn mich nicht alles täuscht, hatten wir 2 Nächte in Kochi gebucht, somit hatten wir praktisch nur einen vollen Tag dort. Für diesen standen 3 Punkte auf dem Tagesprogramm: 1. Katsurahama Beach und 2. [Name vergessen]-Höhle.
1. Katsurahama Beach
Ein recht schöner Strand, an dem man aufgrund des starken Wellengangs nicht schwimmen durfte, der allerdings dafür ein kleines Stückchen schöner ist als der durchschnittliche Otto-Normal-Badestrand. Auf dem Weg dorthin fuhren wir über eine große, relativ stark gebogene Brücke. Wie bei fast allem wurde das Erlebnis durch gutes Essen aufgewertet. Ich weiß auch gar nicht mehr, was ich hatte, oder ob es wirklich so gut war; jedenfalls war ich hungrig und deshalb war in dem Moment alles eine Wohltat, egal was. Gegessen haben wir in einem cuten Café. Kurz darauf habe ich mir noch ein Eis am Strand gegönnt. Anschließend sind wir noch den kurzen Weg zum Mini-Schrein rauf und durch den Wald spaziert, bevor die Fahrt weiterging.




2. Dingsi-Höhle
Auf dem Weg zur Höhle machten wir kurz Halt an einer Reiscurry-Kette namens Coco’s. Diese hatte ich bis dato nur 1x probiert (damals in Shinjuku), aber fand das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht besonders gut. Dieses Mal jedoch war das Essen nicht nur verdammt lecker, sondern ich war auch pappsatt danach! Anscheinend hatte ich beim letzen Ma(h)l (verstanden? Mahl mit h) einfach nur eine schlechte Wahl (oder eher: ein schlechtes Mahl! HAHA) getroffen.

Der Parkplatz vor der Höhle war irgendwie super angenehm. Leicht zu finden, viel Platz… Vom Parkplatz bis zum Eingang der Höhle passierte man eine kleine, süße Straße, die mit Souvenirshops gesäumt war. Die Höhle war cool. Sehr touristisch gehalten mit Metalltreppen, Geländern und vielen Kabeln und Scheinwerfern natürlich. Man konnte auch einen Adventure-Kurs machen, mit Kopflampe und allem, allerdings hätte man diesen rechtzeitig im Voraus buchen müssen, was wir nicht getan hatten, da wir ja ohnehin spät dran waren mit der ganzen Planung. Daher musste das Standardprogramm ausreichen. War ohnehin günstiger.




Am Ende des Rundgangs gab es noch einen animierten Kurzfilm, der auf die Höhlenwand projiziert wurde. Das Allerbeste an den Höhlen waren jedoch… Die FLEDERMÄUSE! 🦇😍 Nicht nur hat man sie umherhuschen oder in dunklen Ecken abhängen sehen (zu dunkel für meine Handykamera), sondern auch sehr deutlich tschirpen hören können! Einfach bombe!

Roadtrip von Kochi zurück nach Takamatsu
Oh Freunde… Das war vielleicht eine Fahrt… Ich wollte nicht exakt denselben Weg zurück nehmen und hatte gleichzeitig Bock auf nen Wasserfall, deshalb suchte ich den schönsten raus und beschloss, auf der Rückfahrt dort einen Zwischenstopp zu machen. Laut Google sollte der Weg zum Wasserfall anderthalb Stunden dauern, was uns noch sehr viel Puffer ließ, um das Auto rechtzeitig abgeben zu können. Doch es kam anders, als geplant…
Bereits nach kurzer Zeit wurde die Straße ziemlich eng und kurvig, denn wir mussten schließlich einen Berg überqueren. Doch dass sich das 26 km lang so durchziehen würde, hätte ich nicht gedacht! Im Verlaufe der Strecke wurde sie zunehmend schmaler und kurviger. Die Leitblanke ließ sich auch immer seltener blicken, je weiter wir unseren Weg fortsetzten. Ab und zu erschien an der Seite eine Parktasche, falls mal Gegenverkehr kommen sollte. Tatsächlich kam uns ca. 3x jemand entgegen. Immerhin gab es an fast jeder Kurve einen Spiegel 👍 Jedes Mal, wenn wir dachten, es könne nicht mehr abgelegener werden, tauchten plötzlich ein paar vereinzelte Häuser auf. Dort zu wohnen bildet so ziemlich das genaue Gegenteil von der Bequemlichkeit Tokyos o.ä., wo man praktisch gar keine Wahl hat, als alle paar Minuten an einem konbini vorbeizugehen. Bergab wiederholte sich dasselbe Spielchen wie bergauf. An irgendeinem Punkt hoch oben auf dem Berg, mitten im Wald, trafen wir auf ein Ortsschild. „Willkommen in so-und-so“ stand darauf. Allerdings befand sich dort nichts außer Wald.

Die Fahrt war extrem langwierig und anstrengend und dauerte viel länger als gedacht, nämlich 3-einhalb Stunden, wodurch wir nicht mehr ganz so viel Zeitpuffer hatten. Als wir schon fast auf dem Parkplatz waren, passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Unser Auto wurde urplötzlich von einem Schwarm komischer Fluginsekten angegriffen. Auch nachdem wir das Auto abstellten, prasselten die Tierchen weiter auf das Fahrzeug ein. Erst warteten wir ab, ob sie nicht von selbst verschwinden. Nach ein paar Minuten wurde es ruhig, allerdings belagerten sie uns immer noch, nur saßen sie halt wartend auf dem Auto. Sie sahen aus wie eine Mischung aus Wespen (Hinterleib) und Fliegen (Kopf).

1-2 davon war sogar richtig dicke Brummer. Was zur Hölle war hier los? Hatten wir ihnen irgendetwas getan? Ich dachte, bei Regen verstecken sich solche Wesen irgendwo!? Um zu gucken, ob die Luft rein ist, startete ich den Motor. Sofort begannen sie wieder damit, gegen unser Auto zu wüten. Ich versuchte sie abzuschütteln, indem ich wieder vom Parkplatz herunterfuhr und schnell beschleunigte, aber es war vergebens, denn sie verfolgten uns. Die Hälfte ungefähr konnten wir abschütteln, doch der Rest war uns immer noch auf den Fersen. Wir warteten ein weiteres Mal auf dem Parkplatz. Thagini schwor, mir den Kopf abzureißen, wenn ich die Tür öffnen würde. Eigentlich hatte ich es nicht wirklich vor, spielte aber trotzdem mit dem Gedanken. Ich war zu stur, um mir den Ausflug zum Wasserfall von ein paar mickrigen Insekten nehmen zu lassen. War das ein schlechter Witz? Nach so einer Fahrt sollte das alles jetzt umsonst gewesen sein? Schlechtes Wetter, Wildschweine, Autounfall, Bärenangriff, Wasserfall ausgetrocknet, spontane Selbstentzündung, atomarer Supergau, mit allem habe ich gerechnet, aber nicht damit! Wir wussten nicht, ob die Viecher gefährlich waren, doch selbst wenn nicht, wäre es ziemlich unangenehm geworden, wenn sie uns permanent um die Köpfe summend belästigt hätten. Nach einer Weile vergeblichen Wartens gab ich schließlich auf. Ich hasse es, wenn meine Pläne durchkreuzt werden. Dennoch musste ich mich am Ende damit abfinden, dass die Strapazen umsonst gewesen waren. Also sind wir schlecht gelaunt und ohne die Wasserfälle gesehen zu haben, weiter nach Takamatsu gefahren. Dieses Mal nahmen wir aber sowas von eine andere Route, das war ja wohl klar!

Der aggressive Mob begleitete uns noch einen guten Teil der Strecke, vermutlich um sicherzustellen, dass wir uns auch ganz sicher aus ihrem Revier raushielten. Meine treue Navigatorin saß schnarchend auf dem Beifahrersitz. Nach so viel psychischem Stress musste sie erst einmal ein Nickerchen halten. Naja, immerhin blieben mir auf diese Weise so hilfreiche Kommentare wie z.B. „Einfaltspinsel gleich Ausfaltspinsel“ oder „Westen ist da, wo der Daumen im Osten ist“ erspart. Im nächsten Ort tankte ich den Tank voll, nur um sicherzugehen, dass wir es bis nach Takamatsu schaffen würden. Der Mann an der Tankstelle sah mir meine Erschöpfung an (ich hatte Blutergüsse an den Augen, weil ich mich auf den schmalen Straßen die ganze Zeit so konzentrieren musste) und erklärte mir ungefragt den Weg zur nächsten Raststätte. Dort legten wir eine Pause ein, aßen Onigiri und ein jeder von uns entleerte seine körpereigenen Abwassersysteme.

Nicht nur weil wir Zeit verloren hatten, sondern auch weil es angenehmer zu fahren ist, nahmen wir frühstmöglich die Autobahn. Durch die ganze Kacke plus ein bisschen Stau (achso, und weil ich das Gefühl hatte, das Auto zusätzlich zum Volltanken vorher noch waschen und staubsaugen, sowie den Reifendruck prüfen zu müssen) war es so spät geworden, dass wir den Mietwagen letztenendes doch erst kurz vor Ladenschluss abgeben konnten. Jetzt mussten wir nur noch mit Gepäck nach Okayama reisen und dort im Hotel einchecken. Ein Klacks! Eine der Rollen von Thaginis Koffer war leider defekt, was den Transport etwas erschwerte. Sie hatte sich zwar in Kochi einen neuen gekauft, allerdings wussten wir nicht so recht wohin mit dem alten, daher schleppten wir ihn die ganze Zeit im Kofferraum mit. Jetzt hatten wir allerdings keinen Kofferraum mehr. Mein Koffer war klein genug, um in den kaputten reinzupassen, also setzte ich diese Idee um und erklärte mich bereit, den Kofferkoffer zu ziehen. Unterwegs kaufte ich noch ein paar Kaubonbons im 7-eleven, da zu der Zeit eine Promo-Aktion lief, bei der man Yu-Gi-Oh-Karten geschenkt bekam. Dadurch sammelte sich ein kleiner Bestand an Kaubonbons bei mir an. Dafür verantwortlich war natürlich einzig und allein mein französischer Kumpel, weil er mich wieder auf Yu-Gi-Oh gebracht hatte. Aber hey, so hatte ich immerhin schon eine gute Menge an Mitbringseln.
Wir stiegen in den Expresszug nach Okayama, der uns von Shikoku weg und wieder auf Japans Hauptinsel brachte. Er fuhr übers Meer, doch leider sah man davon im Dunkeln rein gar nichts. Außerdem war die Fahrt ziemlich ruppig, man wurde stark durchgeschüttelt. Diese Zugfahrt ging definitiv mehr ab als die Attraktionen im Disneyland. Trotzdem konnten wir anderthalb Stunden endlich mal abschalten und uns erholen. Den ganzen Tag lang im Auto zu sitzen hatte an unseren Kräften gezehrt.
Okayama
In Okayama angekommen, begaben wir uns auf direktem Weg zum Hotel. An das Zimmer erinnere ich mich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr, aber es war glaube ich voll ok. Aber selbst wenn es das nicht gewesen wäre, wir waren dermaßen platt, dass wir wahrscheinlich auch draußen im Regen hätten pennen können. Da wir auch hier nur zwei Nächte hatten, stand uns wieder nur ein voller Tag zur freien Verfügung. An ebendiesem chillten wir im Park, der direkt ans Okayama Castle angrenzte, dann gingen wir ins Schloss und am Ende in die Mall, um dort chinesische chicken fingers und Eis zu essen und Kaffee zu trinken.

Für den Park hatten wir uns jeweils ein leicht alkoholisches Getränk mit besonderem Geschmack mitgebracht, eins mit Orange und eins mit Wassermelone. Beide haben scheußlich geschmeckt.





Im Hinterhof des Schlosses tanzte eine Gruppe Kinder auf einer Bühne. Es war eine Schande, dass das Publikum fast nonexistent war und die wenigen Zuschauer noch nicht einmal applaudierten (außer mir und Thagini), obwohl die Kinder es total drauf hatten. Vielleicht war es ja nur eine Generalprobe für das Fest, das heute stattfinden sollte. Zuerst unschlüssig, ob wir nicht vielleicht dort warten sollten, bis es anfängt, trafen wir letztenendes die schwere Entscheidung, fortzugehen. Auf dem Weg zurück in die Innenstadt kamen uns immer mehr Menschen entgegen und ich hielt kurz inne und überlegte lautstark, ob wir nicht doch umkehren sollten. Im Nachhinein wünschte ich, wir hätten es getan, denn eigentlich hatte ich Bock und gute Laune. Aber in dem Moment siegte die Faulheit. Die Hitze und das Alter hatten mich müde gemacht. Und hungrig war ich auch. Zwar gab es vor Ort natürlich Snackzelte, aber sich dort sattzuessen hätte den finanziellen Ruin bedeutet.


Hach, Okayama ist eine schöne Stadt. Sie hat irgendwie eine nice Atmosphäre, ist nicht zu groß und nicht zu klein, da waren wir beide uns einig. Ich wünschte, wir hätten noch mehr Zeit dort gehabt.


Der letzte Morgen in Okayama brach an und so verabschiedeten wir uns voneinander. Thagini fuhr mit dem Zug nach Tokyo, um dort ihren Rückflug anzutreten, während ich mein nächstes Ziel ansteuerte: Hiroshima.